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Orakeltäfelchen von Dodona sollen UNESCO-Weltdokumentenerbe werden Tagesthema

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Foto (© yppo): Ein Orakeltäfelchen aus Dodona Foto (© yppo): Ein Orakeltäfelchen aus Dodona

Das Weltdokumentenerbe der UNESCO soll das Gedächtnis der Welt durch den „Erhalt des dokumentarischen Erbes der Menschheit“ bewahren. Aus Griechenland wird dort bislang nur ein Schriftzeugnis geführt. Das soll sich jetzt ändern.


Es war die bedeutendste Orakelstätte der griechischen Welt nach Delphi und die älteste überhaupt: das Zeus-Heiligtum von Dodona in Epirus. Hier sprach der Göttervater durch das Blätterrauschen einer heiligen Eiche und den Flug heiliger Tauben zu den ratsuchenden Menschen. Später gesellte sich Zeus’ erste Gemahlin Dione als Orakelgeberin dazu. Die wissenschaftliche Lesart ist freilich banaler und geht von einem Losorakel aus, das vor allem in späteren Jahrhunderten die anderen Verfahren der Interpretation von Naturerscheinungen an den Rand drängte. Davon zeugen mehrere Tausend Bleibleche, auf die die Besucher des Orakels ihr Fragen geritzt haben, oder die die Antworten enthalten – deren Formelhaftigkeit ist es unter anderem, die ein Losverfahren nahelegt. Das griechische Kulturministerium will diesen Bestand ins Weltdokumentenerbe der UNESCO aufnehmen lassen. Wie das Ministerium mitteilte, wurde die Kandidatur dieser wichtigen Schriftzeugnisse aus dem sechsten bis zweiten vorchristlichen Jahrhundert bei der Organisation in Paris eingereicht. Das Dossier wurde von der Abteilung für prähistorische und klassische Altertümer des Amts für Altertümer von Ioannina ausgearbeitet. Die Orakeltäfelchen seien von besonderer Bedeutung für das Studium der altgriechischen Sprache und Religion und stellten ein weltweit einzigartiges Ensemble dar, so das Ministerium. Bislang wurden 4.216 davon publiziert. Die Datierung erfolgte auf Grundlage der jeweils verwendeten Variante der griechischen Schrift. Die Täfelchen werden größtenteils im Archäologischen Museum der Regionalhauptstadt Ioannina aufbewahrt. Wie Kulturministerin Lina Mendoni aus diesem Anlass bemerkte, enthalten die Bleitafeln Informationen zu fast jeder Facette des klassischen und hellenistischen Griechenlands. „So werden soziale Themen aufgezeigt, wie die Freilassung von Sklaven, der Umgang mit der Armut, die Auswanderung, aber auch Themen von Handel und Wirtschaft, wie die Erzeugung von Wolle und Getreide, die Entwicklung der Transaktionen, die Möglichkeit des Schuldendienstes, oder auch Fragen aus dem Gefühlsleben, wie der Fortgang einer Ehe, die Möglichkeit des Kinderkriegens, der Umgang mit Witwenschaft und Ehebruch.“ Darüber hinaus böten die Täfelchen eine Vielzahl von Informationen zur Schrift- und Sprachentwicklung, zumal sie, überwiegend von einfachen Menschen geschrieben sind, die sich sonst schriftlich kaum geäußert haben. „Durch diese unvermittelten Stimmen werden wir Zeugen der Ängste, Sorgen und Alltagsprobleme der altgriechischen Welt, die sich nur unwesentlich von den heutigen unterscheiden“, so das Ministerium. Sollte die UNESCO die Orakeltäfelchen ins Weltdokumentenerbe aufnehmen, wäre dies der zweite griechische Eintrag. Bislang findet sich auf der Liste der Derveni-Papyrus. Die 1962 in Makedonien entdeckten Überreste einer verkohlten Schriftrolle gelten als „ältestes Buch Europas“. Der Papyrus wird ins 4. Jahrhundert, nach anderer Auffassung ins späte 5. Jahrhundert v. Chr. datiert. Die 266 Fragmente enthalten eine Beschreibung religiöser Kulthandlungen und eine Interpretation der orphischen Theogonie, das heißt der Entstehung der Götterwelt. Einem Autor konnte der Text bislang nicht zugeordnet werden. Der Papyrus wird im Archäologischen Museum von Thessaloniki aufbewahrt. (GZak)

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