Die Inventarliste der ehemaligen königlichen Sommerresidenz Schloss Tatoi nördlich von Athen ist immer wieder gut für Überraschungen. Jetzt wurde der Weinkeller geöffnet, der einige Schätze bereithält.
Ob man ihn wohl noch trinken kann, den Wein mit dem Hausetikett „Tatoi“ der gleichnamigen früheren Sommerresidenz der griechischen Könige? Die staubigen Flaschen auf dem vom Kulturministerium veröffentlichten Foto sehen nicht danach aus. Es soll aber durchaus noch Flaschen mit trinkbarem Inhalt geben, trotz des „problematischen Zustandes, in dem sie gefunden wurden“, versicherte das Ministerium in einer Mitteilung am Sonntag. Bislang seien in 235 Kisten ungefähr 4.000 Flaschen archiviert worden, und weitere 300 Kisten harrten noch der genaueren Überprüfung, so das Ministerium. Außer dem royalen Hauswein finden sich darunter bekannte edle Tropfen wie Château de Rothschild, Château de Vincennes und Château Margaux, aber auch Raritäten wie eine Whiskykaraffe aus Steingut, die zur Krönung von Queen Elizabeth II. aufgelegt wurde, und sogar seltene Getränkedosen mit Softdrinks, „die damals nicht nach Griechenland importiert wurden“. Viele Etiketten hätten nicht nur historischen, sondern auch künstlerischen Wert, so das Kulturministerium. Ministerin Lina Mendoni sagte in diesem Zusammenhang, dass der Teil der Sammlung, der nach dem Urteil der Experten dafür geeignet ist, künftig einen Platz im Weinkeller des Schlossmuseums finden wird: „Der Weinkeller von Tatoi, eine mehr als fünfzig Jahre alte historische Sammlung von besonderer kultureller und önologischer Bedeutung, wird besuchbar sein.“Das Ministerium arbeitet bei der Bewertung und Konservierung der Weine mit der ältesten noch bestehenden Kellerei Griechenlands, Achaia Clauss bei Patras, und deren Archivar Periklis Baltas zusammen. Die 1861 gegründete Kellerei verfügt über ein wichtiges Weinmuseum und die entsprechende Expertise. Die Fachkräfte werden die Flaschen von Schloss Tatoi nach ihrem Zustand und ihrer Seltenheit begutachten und darüber befinden, welche davon ausgestellt werden können. Das landhausartige Schloss Tatoi wurde in den 1880er Jahren vom damaligen König Georg I. als private Sommerresidenz am Fuß des Parnes-Berges nördlich von Athen errichtet und seitdem mehrfach umgebaut. 1947 wurde es die königliche Hauptresidenz, und das Stadtschloss und heutige Präsidialpalais in Athen wurde nur noch für repräsentative Zweck genutzt. Nach der Abschaffung der Monarchie 1974 und mehreren Prozessen fiel Tatoi an den griechischen Staat. Zurzeit wird das Schloss mit seinen Nebengebäuden als Museum und für andere Nutzungen renoviert. Zu den wichtigen beweglichen Funden gehört neben Möbeln, Kunstwerken und dem Weinkeller vor allem der königliche Fuhrpark mit Kutschen und Luxuskarossen. (GZak)
