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Aquädukt des Hadrian in Athen soll neu genutzt werden

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Foto (© Eurokinissi): Überreste der oberirdischen Wasserleitung im Vorort Iraklio. Foto (© Eurokinissi): Überreste der oberirdischen Wasserleitung im Vorort Iraklio.

Eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte der Antike in Athen soll einer neuen Nutzung zugeführt werden: das Aquädukt des römischen Kaisers Hadrian aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Darüber sprachen die Spitzen des Kulturministeriums, der Region Attika, die Athener Wasserwerke EYDAP sowie Vertreter der Anrainergemeinden auf einer Telekonferenz.


Die mehr als 25 Kilometer lange Wasserleitung von Quellen in den Bergen nördlich von Athen ins Stadtzentrum soll nach Jahren wieder genutzt werden, um Grünflächen in den acht Kommunen, durch die sie verläuft, zu bewässern. Momentan gehen jedes Jahr 800.000 Kubikmeter Wasser verloren, die über die Leitung aus den Bergen ungenutzt ins Meer abfließen. Nach der Vorstellung der EYDAP soll das jetzt anders werden.

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Das beeindruckende Reservoir aus der Zeit des Kaisers Hadrian

Auf der Telekonferenz wurde beschlossen, das Projekt in die EU-Finanzierung bis 2027 einzubeziehen. Mit den Mitteln sollen die Überreste besser geschützt, das Umfeld zur Verbesserung des städtischen Mikroklimas neu gestaltet und begrünt und die erwähnten örtlichen Bewässerungsprojekte eingerichtet werden. Außerdem sollen lokale Projekte in Wirtschaft, Kultur und Erziehung in Zusammenhang mit dem Aquädukt unterstützt werden. Kulturministerin Lina Mendoni betonte die Notwendigkeit, außer den antiken Teilen der Anlage auch solche aus der Zeit nach 1830 zu konservieren, als das Leitungssystem in Teilen für die Bewässerung der neuen Hauptstadt Athen wiederhergestellt wurde. Die Wasserleitung wurde zwischen 134 und 140 n. Chr. von Quellen von den Bergen Parnes und Penteli nördlich der Stadt weitgehend unterirdisch als rechteckiger, mannshoher Schacht durch das Felsgestein getrieben. Dort, wo der Untergrund weicheres Erdreich ist, wurde sie als Gewölbe gemauert. Außerdem gab es mehrere weitere Zuleitungen sowie in Abschnitten überirdische Bogenkonstruktionen, von denen Überreste in den Athener Vororten Nea Ionia und Iraklio zu sehen sind. Das Aquädukt endete in einem Reservoir am Lykabettos-Hügel in der heutigen Innenstadt, am Dexameni-Platz im Kolonaki-Viertel. Sein Zweck war vor allem die Bewässerung der von Kaiser Hadrian angelegten Athener Neustadt. Die Leitung war mehr als 1.700 Jahre lang bis ins osmanische Zeitalter in Teilen funktionstüchtig, verfiel aber zusehends. Als Griechenland unabhängig wurde, nahm man ab 1840 die Reparatur der Anlage in Angriff. 1870 wurde auch das Reservoir in Kolonaki freigelegt, das im Mittelalter vorübergehend als Kirche gedient hatte und später vergessen wurde. Es wurde repariert und erweitert und bis 1940 als zentraler Verteiler genutzt. Mittlerweile war jedoch der Stausee von Marathon angelegt worden. Die Wasserleitung des Hadrian wurde zunächst noch ergänzend genutzt und später ganz aufgegeben. (GZak)

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