Eine wichtige, aber arg unterbeleuchtete archäologische Stätte in Athen soll endlich den ihr gebührenden Platz erhalten: die Akademie des Platon. Zugleich soll dort ein neues Antikenmuseum der Stadt Athen entstehen.
Als „Fußnoten zu Platon“ bezeichnete der britische Mathematiker und Philosoph Alfred North Whitehead (1861-1947) die abendländische Philosophie. Ihr Geburtsort lag westlich Athens im Hain des Akademos, in der als Akademie bekannten, von Platon geründeten Schule. Heute ist dort ein eher verschlafener Park mit ein paar antiken Grundmauern, eingebettet in eine Mischung aus Kleineleuteviertel und Gewerbegebiet. Nach dem Willen des Kulturministeriums und der Stadt Athen soll die Akademie jetzt aus ihrem Dornröschenschlaf mit spielenden Kindern und Gassi gehenden Hunden geweckt werden. Die archäologische Stätte soll ausgestaltet und die Altertümer aufgezeigt werden. Zugleich ist ein neues Museum für Altertümer aus Athen geplant, die nicht im Archäologischen Nationalmuseum oder im Akropolismuseum ausgestellt werden. Auch soll der umgebende Park aufgewertet werden.
Aufwertung der Ausgrabungen
Auf einer Sitzung in der vorigen Woche erteilte der Archäologische Zentralrat dem Projekt einstimmig seinen Segen. Die Planungen der Stadt Athen und des Amtes für Altertümer der Hauptstadt sehen zwei Phasen vor: die Neugestaltung der archäologischen Stätte und des umgebenden Parks, die attraktiver für Besucher gemacht werden sollen, und die Auslobung eines architektonischen Wettbewerbs für das geplante Museum. Das Bauprogramm und die museologische Studie stehen bereits, und der Bauplatz steht seit bald 20 Jahren fest. Die Eingriffe betreffen den südöstlichen Teil des Parks, wo die meisten Überreste der Akademie freigelegt wurden. Dazu sollen die Ausgrabungen ausgeweitet und die bestehenden Grabungen zu einer einzigen Stätte zusammengefasst werden. Das soll zunächst in drei von sechs Teilgrabungen geschehen, die das Gymnasion, den zentralen Bereich der Akademie umfassen. In einer zweiten Phase sollen die übrigen drei Grabungen mit Überresten aus der Römerzeit und Grabstätten ebenfalls einbezogen werden, sodass sich die gesamte Anlage für den Besucher erschließt. Dazu sollen die tieferliegenden Grabungen durch sanftere Abhänge mit dem Park vereinigt und barrierefreie Zugänge angelegt werden. Eine neue Beleuchtung, Abwassergräben, eine Umzäunung und Informationstafeln sind ebenfalls vorgesehen. Was den Park betrifft, sollen sanfte Eingriffe, wie die Verbesserung des Wegenetzes und des zentralen Platzes, sowie des bestehenden Freilichttheaters und des Spielplatzes die Anlage besucherfreundlicher machen. Auch hier sollen neue Beleuchtungskörper und Bänke aufgestellt werden. Außerdem sind eine Leihbibliothek, Toiletten und Neupflanzungen geplant.
Dornröschenschlaf der ersten Uni
Im Hain des Akademos nordwestlich der antiken Stadt war im 6. Jahrhundert v. Chr. eines der drei Gymnasien – Sport- und Erziehungsstätten für die männliche Jugend – Athens angelegt worden. Die beiden anderen waren das Lykeion im Osten, wo später Aristoteles seine Schule hatte, und Kynosarges im Südosten. Im Hain des Akademos befanden sich auch mehrere Heiligtümer – etwa für die Musen, Athene Zeus, Herakles und Hephaistos. 387 v. Chr. gründete Platon, der im Hain Land erworben hatte, seine Schule, die der leiblichen und geistigen Erziehung des Athener Nachwuchses gewidmet war. Die Akademie gilt als erste „Universität“ der Welt und bestand während der gesamten Antike. Sie wurde im Jahre 529 von Kaiser Justinian zusammen mit allen anderen Athener Philosophenschulen als „heidnisches“ Relikt geschlossen, und Athen versank in eine 1.500 Jahre währende akademische Nacht, aus der es erst 1837 mit der Gründung der heutigen Universität wieder erwachte. (GZak)