Entsteht auf dem früheren königlichen Gut Tatoi ein Luxus-Resort? Teile der Nachhaltigkeitsstudie für die frühere Sommerresidenz der griechischen Royals lassen darauf schließen. Nicht nur eine Nobelherberge nebst Wellness-Center und gehobener Gastronomie sind vorgesehen. Sogar Luxusvillen und ein Golfplatz sind darin angedacht – Ministerin Mendoni wiegelte ab: So weit werde es nicht kommen.
Am vergangenen Mittwoch wurde die Nachhaltigkeitsstudie des britisch-niederländischen Beraternetzwerks KPMG für das frühere königliche Schloss und Gut Tatoi nördlich von Athen auf einer Pressekonferenz von Kulturministerin Lina Mendoni vorgestellt. Das Grundrezept lautet: Kommerzialisierung möglichst überall. Um „Eigeneinnahmen zu generieren“, wie es heißt. Beispielsweise sollen das Schloss und seine Nebenbauten musealen Charakter haben, es sollen aber durchaus auch andere Nutzungen möglich sein. In einer Kurzdarstellung der Studie ist im Punkt „Geschichte und Kultur“ die Rede von der „Nutzbarmachung von Innen- und Außenräumen für die Durchführung von Veranstaltungen“ – das muss nicht zwingend, es kann aber auch private Galaempfänge oder ähnliches umfassen. Weiter geht es mit „Sport und Erholung im Freien“. Hier wird immerhin vorgeschlagen, einen großen Teil des Waldes für Spaziergänger, Reiter und Radfahrer entsprechend zu gestalten. Doch unter „Außerdem wurden Aktivitäten geprüft, wie …“ finden wir eine bunte Mischung kommerzieller Nutzungen – von Kantinen über „Sports Camps“ bis hin zum Golfplatz nebst entsprechender Akademie und Hotel. Dazu sagte Ministerin Mendoni immerhin, dass „wir das Thema Golf prinzipiell nicht positiv sehen“. Schließlich würden Golfplätze sehr wasserintensiv sein. Interessanter klingt der Vorschlag von KPMG, die früheren landwirtschaftlichen Einrichtungen des einstigen königlichen Mustergutes als agrotouristische Anlage zu reaktivieren. Hier ließe sich neben einem finanziellen auch ein sozialer und ökologischer Mehrwert erzielen – vorausgesetzt, dass am Ende nicht nur der ebenfalls in Vorschlag gebrachte Reithof übrigbleibt. Im Zusammenhang mit dem Gut schlägt die Studie außerdem Forschungseinrichtungen und einen Start-Up-Cluster vor. Die letzte Einheit „Wellness und Ruhe“ ist praktisch komplett kommerziell ausgerichtet und wendet sich an das obere Einkommenssegment. Hier werden unter anderem ein Wellness-Center, ein Luxushotel, gehobene Gastronomie, Kosmetikhandel mit „Produkten vom Gut“ und last but not least der Bau von Luxusresidenzen in Nachbarschaft zum Golfplatz vorgeschlagen – aber der soll ja nicht kommen. Hier stellt sich die Frage, zu welchen Konditionen öffentlicher Besitz zur privaten Nutzung überlassen werden soll. Immerhin hat Tatoi den griechischen Steuerzahler rund 137,5 Millionen Euro Entschädigung an das frühere Königshaus gekostet, von den Kosten für die jetzt laufende Sanierung abgesehen. Das Ministerium argumentiert, dass so ein Teil der laufenden Kosten wieder eingespielt werden kann. „Das Problem ist, wie das Gut von allein lebensfähig sein kann, wie seine Lebensfähigkeit mit Eigeneinnahmen gesichert und Arbeitsplätze geschaffen werden können“, umriss Ministerin Mendoni das Konzept. (GZak)