Das Festival von Athen und Epidauros wird in diesem Jahr in stark reduzierter Form stattfinden. Wie Festspielleiterin Katerina Evangelatou mitteilte, werden wegen der Corona-Schutzmaßnahmen nur die Freilichtbühnen benutzt werden. Das heißt, es wird Vorstellungen nur im Athener Herodes-Atticus-Theater sowie in den beiden antiken Theatern in Epidauros geben.
Der gerade für das zeitgenössische Theater besonders wichtige Standort in einer früheren Möbelfabrik an der Piräos-Straße 256 muss dagegen ausfallen. Man habe die Möglichkeit geprüft, dort ein Freilichttheater in den Hof zu bauen, wegen akustischer Probleme aber Abstand von dieser Idee genommen, so Evangelatou. Die für diesen Standort geplanten Veranstaltungen und andere Events, die ausfallen, würden auf die kommende Festivalsaison 2021 vertagt und den Ensembles 30 Prozent der vereinbarten Gagen vorab gezahlt. Die Festspielleitung hatte das volle diesjährige Programm am 30. März, eine Woche nach dem Lockdown, angekündigt. Laut Evangelatou geschah dies aus Respekt vor den Beteiligten, obwohl klar war, dass die Durchführung keineswegs gesichert war. Das neue Programm soll in Kürze bekanntgegeben werden.
Das alljährliche „Athen und Epidaurus Festival“ ist eines der ältesten und renommiertesten Kulturfestivals Europas. Es fand das erste Mal im Jahr 1955 statt und wurde vom damaligen Kulturminister Jorgos Rallis initiiert. Das programmatische Ziel war anfangs, große und bekannte Orchester nach Griechenland zu locken und antike griechische Dramen wieder aufleben zu lassen. Bereits ein Jahr später wurde das Kernprogramm noch um die Kategorie Tanz ergänzt. Dass es möglich war, bereits im ersten Veranstaltungsjahr mit den New Yorker Philharmonikern ein Spitzenorchester nach Griechenland zu holen, war insbesondere dem griechischen Pianisten, Komponisten und Dirigenten Dimitris Mitropoulos zu verdanken. Er zählt zweifelsohne zu den wichtigsten und einflussreichsten Musikgenies des 20. Jahrhunderts. Der donnernde Erfolg des Eröffnungskonzerts sollte den Beginn einer Erfolgsgeschichte markieren, die Griechenland als ein Forum der Interaktion zwischen griechischen und international hervorragenden Künstlern etablierte. (GZak/eb)