Der Philhellenismus war nicht nur eine politische Strömung, die einen großen Teil der deutschen Bevölkerung begeisterte. Er war auch eine sehr aktive Massenbewegung zur Unterstützung der Griechen, die einen großen Einfluss, auf das alltägliche Kulturgeschehen am Anfang des 19. Jahrhunderts hatte.
Griechische Motive wurden auf Gegenständen des täglichen Gebrauchs abgebildet, wie z. B. Spielkarten mit Helden des griechischen Freiheitskampfes, Teller, Gläser und Tassen. Lithographien und Gravuren, inspiriert von den Griechen, hingen in vielen Wohnzimmern. In dieser griechenbegeisterten Atmosphäre erschienen viele Gedichte, Theaterstücke, Operetten und Romane, die sich direkt auf Griechenland und indirekt auf die Verhältnisse in Deutschland bezogen. Die zahlreichen von philhellenischen Themen inspirierten Romane der Unterhaltungsliteratur erheben keinen hohen literarischen Anspruch. Bei dieser Literatur handelt es sich einfach um ein literarisches Phänomen, das in seiner gesellschaftlichen Bedeutung zu verstehen ist. Die große Masse der Deutschen, die entweder positiv eingestellt gegenüber der philhellenischen Bewegung war, oder sie aktiv unterstützt hat, las mehrheitlich keine sogenannte „Hochliteratur“. Dieses Lesepublikum hatte keine hohen ästhetischen Ansprüche, sondern ihm ging es um eine spannende bzw. unterhaltsame Lektüre. Es fand seinen Lesestoff durch ein dichtes Netz von Leihbibliotheken in der Unterhaltungsliteratur, die sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ausbreitete und bis in die dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts ihre führende Stellung behaupten konnte.
Auszug aus dem Beitrag von Theano Traka, veröffentlicht im GZ-Buch: „Deutsche Spuren in Griechenland“.