Die beiden ältesten Athener Kinosäle „Attikon“ und „Apollon“ in der Athener Stadiou-Straße werden wohl auf absehbare Zeit nicht wieder in Betrieb gehen, wenn überhaupt. Der denkmalgeschützte Vorbau der Kinos aus dem 19. Jahrhundert war bei den letzten schweren Krawallen im Athener Zentrum im Februar 2012 ausgebrannt, während die dahinter liegenden prachtvollen Säle aus dem frühen 20. Jahrhundert gerettet werden konnten und in einem relativ guten Zustand sein sollen.
Zuletzt hatte die Stavros-Niarchos-Stiftung eine halbe Million Euro angeboten, um zumindest die Foyers wiederherzustellen und die Brandruine vor weiterem Verfall zu sichern. Die Stiftung zog jedoch ihr Angebot zurück.
Was war geschehen? Es geht um einen alten Streit zwischen der Stiftung, der die Kino-Immobilie gehört, und einer zweiten Stiftung, die das angrenzende Grundstück mit dem Athener Stadtmuseum besitzt. Erstere, die Dekozis-Vouros-Stiftung, hat Schulden bei letzterer, der Vouros-Eftaxias-Stiftung. Und die weigerte sich, im Vertrag mit der Stavros-Niarchos-Stiftung eine Klausel zu unterzeichnen, wonach die Kinos für mindestens zwanzig Jahre weiterbetrieben werden müssen. Offenbar will die Stiftung die Immobile im Herzen der Hauptstadt für eine kommerzielle Nutzung unter den Hammer bringen oder sich diese Möglichkeit zumindest offen halten. Maßnahmen, die eine Gewinnorientierung ermöglichen, finanziert die Stavros-Niarchos-Stiftung aber nicht. Und so bleibt vorerst alles beim Alten, und die Ruine klafft weiter als böse Mahnung an die Abwertung des Athener Zentrums im Herzen der Hauptstadt. Erschwert wird die Lage noch dadurch, dass das Finanzamt sämtliche Konten der auch beim Fiskus hoch verschuldeten Dekozis-Vouros-Stiftung sowie ihres Vorsitzenden gepfändet hat. Der Stiftungsvorsitzende nahm daraufhin im Sommer seinen Hut. In der Folge läuft auch eine Initiative des Athener Bürgermeisters Jorgos Kaminis ins Leere, die 500.000 Euro aus der Stadtkasse beizusteuern, da kein Partner für eine Änderung der Verträge bereitsteht. Das Nachsehen haben Athen und die Athener, denn das „Apollon“ und das „Attikon“ waren als Festspielorte und zentrale Kinos nahe am Syntagma-Platz für das gesamte urbane Gefüge von eminenter Wichtigkeit. Die Gefahr, dass an ihre Stelle ein Kaufhaus oder Bürogebäude treten könnte, ist durchaus gegeben. Wie die Tageszeitung „Kathimerini“ berichtete, stehen zwar die Fassaden des ausgebrannten Vorderhauses, das vermutlich von dem Deutschen Ernst Ziller entworfen wurde, unter Denkmalschutz, nicht jedoch die beiden Kinosäle. Und das trotz ihrer mehr als ein Jahrhundert währenden Geschichte.
(Griechenland Zeitung /ak; Foto: Eurokinissi)