Es war einmal ein armer Mann. Eines Tages fegte seine Frau im Hofe und fand eine Bohne. „Ach“, sagte sie, „wenn ich diese Bohne esse, was werde ich davon haben? Ich will sie meinem Mann geben zum Einpflanzen, so wird eine Bohnenpflanze wachsen und Bohnen geben zum Essen.“
Ihr Mann nahm sie also und pflanzte sie: es wuchs eine Bohnenpflanze. Sie wurde groß und größer, aber sie gab keine Bohnen. Eines Tages ging der Mann, um nachzusehen, aber er fand keine Bohne. Da fing er an zu weinen. Da erschien ein Greis vor ihm: es war Christus. „Höre“, sagte der Greis, was hast du zu weinen?“ – „Ja, was soll ich haben?“ antwortete der. „Wir hatten eine Bohne und pflanzten sie ein, damit sie Bohnen gebe, aber sie gibt keine einzige.“ – „Ruhig“, sagte der Greis, „ich werde dir ein Tischlein schenken; trage es nach Hause und setze es nieder und sage: ‚Gib zu essen, Tischlein!’ so wird es dir zu essen geben.“ Der Mann nahm also das Tischlein, trug es nach Hause, setzte es nieder und sagte dann: „Meiner Treu, ich soll also sprechen: ‚Gib zu essen, Tischlein!’ so wird es geben?“ Dann rief er: „Gib zu essen, Tischlein!“ Es gab zu essen, und er aß mit seiner Frau.
Der Mann war nun voller Freude. Er blieb aber jetzt nicht vernünftig, sondern wollte mit seinem Glück prahlen. Er gab eine Gesellschaft: er lud ein, so viel er nur mochte. Dann setzte er sich vor sie hin und setzte ihnen keinen Tisch vor. Als nun die Eingeladenen weder Feuer noch Kessel sahen, sagten sie: „Ach, wozu hat uns denn der gerufen?“ Als sie sich nun schon anschickten wegzugehen, trägt der Mann das Tischlein in die Mitte und ruft: „Tischlein, jetzt brauche ich dich; gib Schnaps, Wein, Rum, Essen!“ Das Tischlein gab von allem. Die aßen nun, aber ihr Sinnen und Trachten war, wie sie seinen Händen das Tischlein entreißen könnten. „Wir wollen den Mann betrunken machen“, sagte einer, „und es ihm dann abnehmen!“ Sie begannen nun: „Prosit, Alter!“ der eine, „Prosit“ der andere, „Viel Glück zu deinem Tischlein!“ Durch dieses „Prosit“ hin und „Prosit“ her wurden der Mann und seine Frau betrunken, sie legten sich hin und schliefen ein. Jene standen auf, nahmen das Tischlein – und weg waren sie.
Der Mann und die Frau standen des Morgens auf und suchten nach dem Tischchen, aber sie konnten schön suchen. Der Mann ging nun wieder zu der Bohnenpflanze und weinte. Wieder erschien Christus und fragte ihn, warum er weine; er sagte ihm, dass man ihm das Tischlein gestohlen habe. Dann will ich dir“, sagte Christus, „dieses Tüchlein schenken; was du verlangst, wird es spenden.“ Der Mann nahm nun das Tüchlein und ging nach Hause. Das Tüchlein gab Speisen und sie aßen. – Jetzt blieb er wieder nicht besonnen, sondern wollte wieder eine Gesellschaft geben. Die Gäste tranken ihm wieder zu; als sie fertig mit Essen waren, machten sie ihn wieder sowie seine Frau betrunken und nahmen ihm auch das Tüchlein.
Die beiden standen wieder auf und fanden das Tüchlein nicht. Wieder ging der Mann zu der Bohnenpflanze und begann sein Geweine. Wieder erschien Christus und fragte ihn, warum er weine: wieder erzählte er ihm sein Unglück. „Sieh, ich werde dir“, sagte Christus, „diesen Knüppel schenken, und wenn du sagst: ,Drauf los, Knüppel!’ so geht er los, und wenn du sagst: ,Setz’ dich nieder, Knüppel!’ so halt er an. Der Mann nahm ihn nun und ging nach Hause. Dort sagte er: „Drauf los, Knüppel!“ Da ging der Knüppel los, der Frau auf den Kopf, dem Alten auf den Kopf und hatte sie beinahe getötet. Der Alte rief: „Setz dich nieder, Knüppel!“ Da ließ er ab. „Ei“, sagte der Mann, „der ist für mich.“ Er gab wieder eine Gesellschaft und lud dieselben ein, die er die andern Male geladen hatte. Dann legte er den Knüppel in die Mitte und rief: „Jetzt brauche ich dich. Drauf los, Knüppel!“ Da ging aber der Knüppel los und fing an, die auf den Kopf zu schlagen und schlug und schlug sie unaufhörlich. „Höre, Alter“, schrieen sie, nimm den Knüppel weg, sonst tötet er uns.“ – „Nein“, sagt der Mann, „ich nehme ihn nicht weg, wenn ihr mir nicht das Tischlein und das Tüchlein bringt.“ Die brachten ihm beides, und der Knüppel ließ dann ab. – Von da ab nahm der Alte Vernunft an, aß und trank und prahlte nicht mehr.
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