21 Jahre sind vergangen, seit der Nobelpreisträger Odysseas Elytis vom Tod ereilt wurde, aber es fühlt sich trotzdem an wie gestern.
Der 1911 in Heraklion auf Kreta geborene Dichter starb am 18. März 1996 in Athen. Er wurde mit unzähligen Preisen prämiert; 1979 auch mit dem Literaturnobelpreis. Wie die Jury damals bei ihrer Entscheidung mitteilte, wurde der Preis an Elytis „für seine Dichtung [verliehen], die vor dem Hintergrund der griechischen Tradition mit sinnlicher Kraft und geistiger Klarsicht den Kampf des Menschen für Freiheit und Schöpfertum abbildet“. Elytis hatte ein reiches Leben geführt. Dichter, Übersetzer, Journalist, Maler und Soldat sind nur einige seiner Identitäten.
Schon als Kind veröffentlichte Elytis seine ersten Gedichte, in der für Kinder konzipierten Zeitschrift „Diaplasis ton Paidon“. Sein Erstlingswerk „Prosanatolismoi“ (Orientierungen) wurde im Jahr 1940 herausgegeben. Es folgten Werke wie „Axion Esti“ (Gepriesen Sei; 1959), „To Monogramma“ (Das Monogramm; 1972), und „Maria Nefeli“ (1978). Das Verhältnis des griechischen Dichters zum Surrealismus war provokant, komplex und vielseitig. Elytis stellt ein Musterbeispiel dafür dar, wie das surrealistische Schreiben außerhalb Frankreichs hätte rezipiert werden können. Er wollte die Sprache der griechischen Poesie ändern, sprachliche Barrieren abbauen. Das Surrealistische Manifest André Bretons symbolisierte den von ihm gesuchten Rettungsanker. Dass er dabei kein bloßer Nachahmer ist, liegt an seiner poetischen
Größe: Eine aus dem Ausland entlehnte Idee wird transformiert und seiner eigenen, dichterischen Sensibilität angepasst. Der Ausgangsgedanke ist so grundlegend geändert worden, so dass man bezweifelt, ob es überhaupt eine ursprüngliche Idee gab, die als poetischer Einfluss gelten kann. Elytis’ Thematik und seine dichterischen Motive folgen keiner historischen homogenen Linie; der Fokus ist mal auf das Mutterland, mal auf interdisziplinäre Anspielungen und mal auf den Kampf um das griechische Bewusstsein, die griechische Identität und die Tradition der Orthodoxie gelegt. Elytis ist ein Dichter, der sich mit seiner Poesie der Hybris nähert, da er durch seine Sprache mit der Sphäre der Götter „konkurrierte“. „So viel in meiner Sprache. Mehr von anderen in anderen. Aber / Die Wahrheit gibt es nur gegen Tod.“ (Oxópetra Elegien - 1991)
(Griechenland Zeitung/Leonidas Anagnostopoulos; Foto: Eurokinisi)