Mamidakis und Marinopoulos – zwei Namen, die den Kern der griechischen Privatwirtschaft der Nachkriegsjahre ausmachten, drohen an der Finanzkrise zu scheitern.
Der Fall Kyriakos Mamidakis ist sicherlich der tragischste von beiden. Es geschieht nicht alle Tage, dass sich ein 84-Jähriger eine Kugel durch den Kopf jagt, nachdem seine Firma Konkurs anmeldete.
Mamidoil-Jetoil galt als mächtiger und aggressiver Spieler auf den Treibstoffmarkt, der keine Angst hatte, sich mit den ganz Großen anzulegen – beispielsweise mit der Raffinerie Hellenic Petroleum, die versuchte, sich im nördlichen Nachbarn FYROM auszubreiten, ohne die Interessen des Unternehmers aus Kreta zu berücksichtigen.
Marinopoulos, der ebenfalls Konkurs anmeldete, stellte für viele Griechen ein Synonym für den Konsum dar. Es gab eine Generation, die jede Art von Supermarkt als „Marinopoulos“ bezeichnete – auch diejenigen, die der Athener Unternehmerfamilie gar nicht gehörten.
Der sich abzeichnende Niedergang der beiden Firmen ist sicherlich größtenteils der Wirtschaftskrise nach 2010 zuzuschreiben – aber eben nicht ausschließlich. Interne Fehler und grandiose Pläne auf Pump haben sie so verletzlich gemacht, dass sie am Ende an der Krise zerschellten.
Ihr wahrscheinliches Verschwinden könnte insofern ganz im Zeichen der Transformation stehen, in der sich die gesamte griechische Gesellschaft befindet. In der Politik ist bereits eine gesamte Landschaft alter Parteien und Politiker von der Bildfläche verschwunden. Mit ihren neu auftretenden Nachfolgern kann man, je nach persönlichem Standpunkt, zufrieden sein oder nicht. Tatsache ist, dass sie für das Neue stehen, das sich unweigerlich aus der Krise entfalten musste.
Nun scheint auch die Privatwirtschaft, wenn auch mit einiger Verspätung, den gleichen Prozess durchzumachen. Wie in der Politik ist auch in der Wirtschaft noch abzuwarten, ob die neue Generation klüger und anpassungsfähiger sein wird als ihre Vorgänger.
Dimos Chatzichristou
Dieser Kommentar erschien in unserer jüngsten Zeitungsausgabe (GZ 536). Das Einzelheft können Sie unter diesem Link erreichen. Über den Inhalt können Sie sich hier informieren.
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Unser Foto (© Eurokinissi) entstand dieser Tage und zeigt eine Filiale von Carrefour. Der einstige französische Partner Carrefour hatte im Jahr 2010 sein Engagement beendet und seine 50-Prozent-Beteiligung am gemeinsamen Joint Venture der griechischen Marinopoulos-Familie überlassen. Einen Hintergrund dazu finden Sie ebenfalls in der GZ-Ausgabe 536 auf Seite 4 (Wirtschaft).