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Opportunisten gegen Parteisoldaten

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Opportunisten gegen Parteisoldaten

Der Fall Elena Panaritis wirft ein sehr interessantes Dilemma auf. Wem sollte eine Regierung im Zweifelsfall einen einflussreichen Posten im Ausland eher anvertrauen: einem kompetenten Opportunisten oder einem intellektuell aufrichtigen Parteisoldaten?

Panaritis selbst gehört sicherlich der ersten Kategorie an. Die 46-jährige Volkswirtin dürfte ohne Zweifel begabt sein: eine ehemalige Forscherin bei der Weltbank mit einem sehenswerten intellektuellen Beitrag zu ökonomischen Fragen, der zeigt, dass sie weit über den griechischen Tellerrand schauen kann.
Die Parteifunktionäre der regierenden SYRIZA nahmen aber ernsthaft Anstoß an der Entscheidung des Finanzministers Janis Varoufakis, Panaritis zur neuen Vertreterin Griechenlands beim Internationalen Währungsfonds zu machen. Deren Bedenken sind nicht ohne Weiteres zurückzuweisen. Zu unbekümmert und zu zielstrebig scheint Panaritis den Sprung vom Lager der Freunde des „Memorandums“ zum Lager seiner Feinde gemacht zu haben. Bis vor zwei Jahren war sie noch Abgeordnete der sozialistischen PASOK und eine treue Anhängerin des ehemaligen Premierministers Jorgos Papandreou.
Die roten SYRIZA-Funktionäre, die Sturm gegen Panaritis laufen, sind aber selbst alles andere als über jede Kritik erhaben: Keiner von ihnen regte sich über die Welle der parteitreuen Spezis, Verwandten und Lebensgefährten auf, die in den vergangenen Monaten nach eher unklaren Kriterien ausgewählt wurden, um Schlüsselstellen der Verwaltung zu besetzen.
Großen Teilen der SYRIZA-Führung scheint eine Figur aus der Parteiretorte lieber zu sein als eine kompetentere, aber zugleich unabhängigere Kandidatin wie Panaritis, die schwieriger zu kontrollieren wäre.
Tsipras war in den vergangenen Jahren clever genug, um zu erkennen, dass SYRIZA nur dann die Macht erobern würde, wenn sie die eigene Schale als kleine Radikalpartei durchbricht und sich neuen gesellschaftlichen Gruppen öffnet. Es ist noch zu früh, mit dieser erfolgreichen Taktik zu brechen.
Dimos Chatzichristou


Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt Elena Panariti im Jahr 2011 im Parlament, damals noch in der Fraktion der PASOK, für die sie 2009 gewählt worden war. Sie war enge Mitarbeiterin des damaligen Ministerpräsidenten und PASOK-Vorsitzenden Jorgos Papandreou. Ihre Erfahrungen, die sie durch ihre mehr als zehnjährige Erfahrung bei der Weltbank sammeln konnte, flossen zum Teil auch in das erste Memorandum (Stützungspaket) ein, das Papandreou 2010 auf der griechischen Insel Kastelorizo bekannt gab. In Erinnerung blieb vielen vor allem ihre Bemerkung im Jahre 2011, dass es nicht das Thema sei, „etwas die Gehälter“ und „etwas die Renten“ zu kürzen. Das eigentliche Problem, so forderte sie damals, sei die Erzielung eines ausgeglichenen Haushalts. Die in Athen geborene Panariti gilt als Kosmopolitin, sie spricht ausgezeichnet Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch – und auch etwas Deutsch.

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