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Die „Rache“ des Rechtsstaats

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Die „Rache“ des Rechtsstaats

Das Leben des Nikos Romanos, eines 21-jährigen inhaftierten Bankräubers, der vier Wochen lang in Hungerstreik stand, und der sich nun mit seiner Forderungen, aus der Haft heraus ein Studium zu absoliveren durchsetzen konnte, könnte einem Filmdrehbuch entstammen:

Sohn einer wohlhabenden Athener Literatenfamilie, mit einem Großvater, der in den 1990er Jahren des Mordes überführt wurde; eine intellektuelle Mutter, die sich als Autor von Klatschromanen einen Namen machte, in denen zeitweise über linksradikale Terroristen phantasiert wird; und Romanos war hautnah dabei, als im Dezember 2008 sein Mitschüler und Freund Alexis Grigoropoulos im Alter von 15 Jahren skrupellos von einem Polizeibeamten erschossen wurde. Spätestens dieses Ereignis radikalisierte den damals Jugendlichen: Fünf Jahre danach verhaftete man ihn bei einem Banküberfall, mit dem möglicherweise linksradikale Aktivitäten finanziert werden sollten. Die Polizei verarbeitete sein veröffentlichtes Fahndungsfoto digital, um die Schläge zu vertuschen, die man ihm nach seiner Festnahme zugefügt hatte.
Romanos sprengt auch in der Haft den Rahmen: Er heiratete und machte sein Abitur. Die Justiz gewährt ihm aber keinen Hafturlaub, um ein BWL-Studium aufzunehmen. Dieses Recht hat er sich jetzt mit einem Hungerstreik erkämpft. Die Opposition stellt sich lauthals auf seine Seite, es fanden zahlreiche Proteste statt. Die Regierung änderte hastig das Gesetz.
Die Linke sieht Romanos als Opfer einer staatlichen Racheaktion. Die Konservativen stellen ihn dagegen als einen verwöhnten Promi-Spross dar, der lediglich das System zu seinen Gunsten ausnutzen will.
Auf der anderen Seite wird man aber den Verdacht nicht los, dass der Rechtsstaat sich im Fall Romanos tatsächlich rächen wollte: allerdings nicht an ihm, wie der 21-Jährige sich das vorstellen mag, sondern an Christodoulos Xiros – den inhaftierten Terroristen, der vor einigen Monaten seinen Hafturlaub zur Flucht nutzte. Es war die Nachlässigkeit im Fall Xiros, den die Justiz mit überzogener Strenge im Fall Romanos kompensieren wollte. Durch die breite Öffentlichkeit, die der junge Mann durch seinen Hungerstreik mobilisierte, sah man sich letztendlich zum Nachgeben gezwungen.
Dimos Chatzichristou

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