Kalte Temperaturen können das politische Klima ganz schön aufheizen. Der Winter bricht an – es wird der kälteste seit zehn Jahren, prophezeien manche Medien – und sowohl die Regierung als auch die Opposition werden versuchen, von dieser Jahreszeit zu profitieren.
Den Auftakt machte das Finanzministerium: Um soziales Profil zu zeigen, setzte es die Verbrauchssteuer auf das Heizöl herab. Mit einem Strich machte man damit die Reform zunichte, die dem Treibstoffschmuggel den Teppich unter den Füßen wegziehen sollte: die Harmonisierung der Steuersätze auf Heizöl und Treibstoffe.
Die Opposition sah sich gezwungen, noch eins draufzusetzen und versprach kostenlosen Strom für alle „armen Haushalte“. Eine Erklärung, wen sie als arm bezeichnet, bleibt sie noch schuldig, ebenso wer diese Sozialmaßnahme bezahlen soll.
In der Zwischenzeit wetzen die Medien bereits ihre Messer und warten auf den ersten Toten der Kältewelle, um ihn als Opfer der Sparpolitik darzustellen. Noch nie zuvor wurden die Berichte der Feuerwehr mit einer derartigen Aufmerksamkeit nach Menschen durchforstet, die umkamen, weil sie Holz oder Kohle zum Wärmen verbrennen.
Tatsache ist, dass Zentralheizung im Winter wahrscheinlich die erste gesellschaftliche Grundlage ist, die in jedem modernen Land selbstverständlich, im Griechenland der Krise jedoch völlig zusammengebrochen ist. Da es wohl in jedem griechischen Hochhaus einen Mieter oder Eigentümer gibt, der sich die Heizung nicht leisten kann oder nicht leisten will, drosseln alle anderen aus Furcht vor Trittbrettfahrern die Heizung auf ein Minimum oder stellen sie ganz ab. Von da an ist jeder auf sich allein gestellt. Je reicher, desto wärmer.
Dimos Chatzichristou (© Griechenland Zeitung)