Die Geschichte Alexander des Großen und seines erfolgreichen Asienfeldzugs war ein fester Bestandteil des antiken Bildungskanons. Der Makedone selbst hatte die notwendigen Grundlagen dazu gelegt, indem er den Hofhistoriker Kallisthenes in seinem Gefolge mit sich führte.
So konnte dieser gewissermaßen aus erster Hand von den großen Unternehmungen des Königs berichten, allerdings nur so lange, bis er bei diesem in Ungnade fiel und hingerichtet wurde. Nach dem frühen Tod Alexanders 323 v. Chr. in Babylon wurden sein Leben und seine Taten dann auch schon bald phantasievoll ausgeschmückt und überhöht. Gerade dem in zahlreichen Versionen kursierenden sogenannten „Alexanderroman“ kam in diesem Zusammenhang eine ganz besondere Bedeutung zu, die weit über die Antike hinaus kaum zu überschätzen ist. Noch im Mittelalter war das Werk in verschiedenen Fassungen neben der Bibel die wohl am weitesten verbreitete Schrift in Europa. Die tatsächlichen Ereignisse wurden durch Legenden um das Wirken des Königs angereichert, um dessen Außergewöhnlichkeit so eine zusätzliche Steigerung zu verleihen. Zu den phantastischsten Erzählungen zählen in diesem Zusammenhang zweifellos Berichte über eine Luft- (auch „Himmel-“) und eine Tauchfahrt Alexanders. Um die Unterwasserwelt zu erkunden, soll er sich in einem gläsernen Fass ins Meer hinabgelassen haben, zur Erforschung des Himmels dagegen wählte er angeblich ein von Greifen gezogenes, käfigähnliches Gebilde. Gerade das Motiv der Luftfahrt wurde im christlichen Kunstschaffen des Mittelalters sowohl im Westen wie auch im byzantinischen Osten häufiger aufgegriffen, der Käfig dabei normalerweise durch einen Wagen ersetzt. Die Erzählabsicht allerdings wich in beiden Kulturkreisen voneinander ab. Wurden die entsprechenden Darstellungen Alexanders im Westen nämlich vornehmlich als Motiv des „Hochmuts“ wahrgenommen, feierten sie den König im Osten dagegen eher als Sinnbild des universellen Herrschers. Die volkstümliche Tradition der Byzantiner nahm Alexander geradezu als Prototyp des Helden homerischen Zuschnitts wahr, und die hohe Verehrung des Makedonenkönigs kam bisweilen gar jener eines Heiligen nahe. In der Darstellung seiner „Himmelfahrt“, die letztlich ja auch an jene des Elias denken ließ, fand der hohe Stellenwert, den Alexander in Byzanz genoss, jedenfalls einen mehr als adäquaten Ausdruck. (GZjr)