Poker beruht vorwiegend auf der Anwendung einer fundierten Strategie, auf Menschenkenntnis, psychologischer Stärke und einem tiefen analytischen Verständnis von Mathematik. All das lässt sich erstaunlich gut in den Lehren großer griechischer Philosophen wie Sokrates oder Aristoteles wiederfinden.
Ihre Gedankenwelt war maßgeblich für die Entwicklung westlicher Werte und Philosophie. Jene Elemente, die das westliche Denken bis heute prägen, sind auch relevant dafür, um das Kartenspiel Poker besser verstehen zu lernen. Die Lehren der griechischen Philosophie sind auch im modernen Poker präsent.
Sokrates als „Urvater des Bluffs“
Der griechische Philosoph Sokrates suchte im dialektischen Gespräch nach der Wahrheit. Diese Methode zielt darauf ab, seine Gegenüber dazu zu bringen, seine Annahmen zu hinterfragen. Heute kennt man diese Technik als „sokratische Methode“. Dieses strategische Werkzeug findet auch beim Pokern seine Anwendung. Schließlich geht es beim Bluff darum, den Gegner durch eine gezielte Verhaltensweise von etwas zu überzeugen, das gar nicht existiert. Wer es schafft, eine überzeugende Geschichte zu „erzählen“, kann seinen Gegner dazu verleiten, aufzugeben. Dies lässt sich auch durch Fragen oder scheinbar unbewusste Signale erreichen. Das Verhalten und die Reaktionen des Gegners geben Aufschluss darüber, ob man dieses Ziel erreicht. Schon Sokrates wusste, dass man so Schwächen im Argumentationsprozess des Gegners erkennen und für sich nutzen kann. Ein geschulter Pokerspieler entwickelt ein Gefühl dafür, wann ein Bluff effektiv ist und wann Vorsicht geboten ist. Das schafft er durch Beobachtung und die Interpretation unbewusster Hinweise.
Aristoteles und die goldene Mitte
Aristoteles gilt als einer der historisch einflussreichsten Philosophen. Er prägt diesen Bereich bis in die Gegenwart. Der Philosoph definierte die Tugend als ein ausgewogenes Verhalten, auch „Goldene Mitte“ genannt, das auf Überfluss wie auf Mangel verzichtet. Dieses Prinzip lässt sich sogar auf Poker übertragen, denn auch dort ist es wichtig, die richtige Balance zwischen Risiko und Vorsicht zu finden. Dies gelingt, wenn der Spieler nicht zu aggressiv oder zu passiv agiert. Wer zu viel Risiko auf sich nimmt, wird schnell durchschaut und ausmanövriert. Wer hingegen zu defensiv auftritt, hat von vorneherein wenig Chancen. Es gilt also, sich weder von Übermut noch von Angst leiten zu lassen. Doch auch Aristoteles’ „Konzept der praktischen Vernunft“ findet beim Pokern seinen Niederschlag. Dabei geht es darum, in jeder Situation weise zu handeln. Schließlich gilt es beim Spiel in komplexen Situationen die langfristigen Konsequenzen seiner Handlungen zu bedenken.
Die Herausforderung führt zur Erfüllung
Aristoteles sah den Sinn der Existenz auch darin, ein erfülltes und gutes Leben zu führen. Wendet man dieses Prinzip auch im Kartenspiel an, dann zeigt sich, dass der Sinn des Pokerns nicht nur im Streben nach Gewinn besteht, sondern auch in der Freude und Herausforderung. Beim Pokern ist, genauso wie in der Philosophie, psychologische Stärke und die Fähigkeit zur Selbstreflexion gefordert. Wer in der Lage ist, seinen Verlust zu akzeptieren und seine Lehren daraus zu ziehen, kann sich beständig verbessern. Diese Fähigkeiten gehören laut Aristoteles zu einem tugendhaften Leben. Diese Analyse der Grundpfeiler eines erfolgreichen Spiels zeigt, dass die griechische Philosophie auch Spuren beim Pokern hinterlassen hat. Man könnte sagen, dass Poker von den Weisheiten jener Denker beeinflusst wird, die bereits vor mehr als 2.000 Jahren im antiken Griechenland aktuell waren. Ihre Philosophie hat sich in vielen Bereichen des Lebens als nachhaltig erwiesen. (ba)