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Ganz Griechenland erteilt Königin Amalie Ratschläge: Warum kein Nachwuchs?

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Foto (© Griechenland Zeitung / Felix Müller): Die Königin Amalie Foto (© Griechenland Zeitung / Felix Müller): Die Königin Amalie

Die Jahre gingen ins Land, der nicht nur ersehnte, sondern dringend nötige Nachwuchs blieb jedoch aus. Die Griechen warteten mit Ungeduld auf einen Nachfolger, der – so war es geplant – im griechisch-orthodoxen Glauben hätte aufgezogen werden sollen. In Oldenburg und ganz besonders in München hoffte man auf eine dynastische Thronfolge in der neu etablierten jungen Monarchie, und natürlich wünschte sich Amalie Kinder.



Der Druck lastete in erster Linie auf der Königin. Weiß man heute, dass Unfruchtbarkeit etwa zu gleichen Teilen an der Frau und am Mann liegt, so galt sie im 19. Jahrhundert noch hauptsächlich als Versagen der Frau. Amalie schreibt: „Ach, wenn der Himmel mir doch Kinder schenkte, wie würde ich es da in allem leichter haben, ich fühle, welch ein ganz anderes Wesen ich werden würde, meine ganze geistige und moralische Ausbildung verlangt es, und dann welch ein Glück, und auch Otto würde so manche schöne Lebensfreude mehr haben. Gott sei Dank gab mir der Himmel einen heiteren Sinn, aber ich würde viel besser, viel liebenswürdiger, weniger schroff, im Ganzen wohltuender für das Gemüt anderer, hätte der Himmel mir Mutterfreuden gegeben, ach, die würden auf einmal alle die garstigen Ecken entfernen, an denen ich jetzt so ungeschickt feile, ich würde erst dann werden, was zu werden ich die Fähigkeit habe.“ Amalie schiebt die Verantwortung für ihre schroffe Art der Kinderlosigkeit zu, statt an sich zu arbeiten.

Einmal rechtfertigt sie sich mit der Bemerkung, dass keiner der Brüder Ottos Söhne habe, war also offenbar der Meinung, es liege nicht an ihr, sondern sei ein vererbtes Problem der Wittelsbacher. Später sollten Maximilian, der ältere Bruder Ottos, und Luitpold, der jüngere Bruder, mit ihrem Nachwuchs diese These allerdings widerlegen. Amalie schreibt ihrem Vater: „Kinder habe ich ja leider keine und werde auch keine bekommen. Nur geplagt werde ich deshalb, und Röser würde mir fast alle vier Wochen acht Tage Blutegel setzen und zur Ader lassen. Reiten darf ich nicht, Seebäder auch nicht. Was hier mir Freude gewähren kann, wird mir abgeschlagen.“ Röser verschreibe ihr auch Opium und Chinin gegen allerlei Beschwerden, die aber „behaupte ich, immer auf etwas anderes hinwirken sollen“. Sie muss heiße Bäder nehmen, eineinhalb Stunden lang, welche sie sehr ermüden.

Das Problem war nicht nur ihr privates, nein, das ganze Land kümmerte sich darum. Alle fühlten sich berechtigt, ihr gutgemeinte Ratschläge zu erteilen, die Presse kommentierte zunehmend bösartig, hässliche Karikaturen zirkulierten, das Volk wurde ungeduldig.

Auszug aus der GZ-Neuerscheinung „Neue Heimat Griechenland

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