Der September ist der Parademonat für Messen, Kirmessen, Kirchtage, Vieh- und Produktmärkte. Seit dem 4. Jahrhundert beginnt am 1. September auch das orthodoxe Kirchenjahr. Geprägt ist der Monat v. a. von der Weinernte. Von der Lese der Trauben (gr. trýgos) rühren auch „Kosenamen“ für den September her: Trygitís, Trigominás.
Eine andere Bezeichnung ist petimezás, benannt nach dem dunklen Traubensirup petimézi, der vor allem auf Kreta gewonnen wird – und der sich wunderbar als Zuckerersatz eignet. Das Abernten der Weinstöcke sowie das Keltern haben viele helfende Hände nötig, und so griffen traditionell nicht nur Familienmitglieder, sondern auch Verwandte und Freunde kräftig zu. Kinder erhielten für die Ernte und die Weinherstellung sogar schulfrei, denn dieses „göttliche Geschenk“ – neben Wasser, Öl und Brot – stand für kurze Zeit in der Alltags-Hierarchie über dem Schulbankdrücken. Der „Heurige“ wird schließlich erstmals am 26. Oktober, zum Fest des Heiligen Dimitris, verkostet. Der Tsípouro hingegen, ein Tresterschnaps, wird schon einen Monat nach der Lese gebrannt. Erst damit ist dann die Weinernte völlig abgeschlossen.
Das höchste kirchliche wird am 14. gefeiert: I ýpsossi tou tímiou stavroú, die Kreuzerhöhung. Und von stavrós (Kreuz) leitet sich ein weiterer Name des Septembers ab – Stavrítis oder Stavriótis. In den Kirchen war es an diesem Tag Brauch, Basilikum (Königskraut) zu verteilen, denn die Heilige Eleni, Mutter von Kaisers Konstantin, erkannte der Überlieferung zufolge im gelobten Land das Kreuz Jesu an diesem Gewürzkraut. Deswegen heißt es in Griechenland auch stavroloúloudo (Kreuzblume). In vielen Orten war es üblich, zur „Ypsossi“ eine Mischung aus unterschiedlichen Samen in die Kirche zu bringen, um sie weihen zu lassen. Angst vor Wetterunbill und Krankheiten sowie Hoffnung auf eine gute Ernte im kommenden Jahr bestimmten Denken und Handeln.
Die Familien von Seemännern haben in der Vergangenheit den 14. September sicherlich Jahr für Jahr herbeigesehnt. Ein Sprichwort lautet: „Sprich zur Kreuzerhöhung ein Gebet und mach das Schiff im Hafen fest.“ Für viele Griechen, die zur See ihr Brot verdienten, war „Tou Stavrou“ gleichbedeutend mit dem Ende der großen Reisen auf den Meeren der Welt. (GZeb)