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Der Maulbeerbaum, ein organisch-biologischer Sonnenschirm

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Archivfoto (© Eurokinissi): In Griechenland dominiert die Schwarze Maulbeere Archivfoto (© Eurokinissi): In Griechenland dominiert die Schwarze Maulbeere

Die Griechen nennen ihn μουριά und συκαμνιά, und es braucht echt einige Zeit, bis ich feststelle, dass es sich hierbei um ein und denselben Baum handelt – nämlich den Maulbeerbaum. Wie Feigen gehören Maulbeeren der Pflanzengattung der Maulbeergewächse (Moraceae) an. Der Maulbeerbaum gelangt um 400 v. Chr. aus Vorderasien in griechische Gefilde und verbreitet sich zu Zeiten der Römer vermehrt in den wärmeren Regionen Europas.

Es gibt die Weiße Maulbeere und die Schwarze Maulbeere, wobei ich bisher in Griechenland nur letztere gesehen habe. Nebst dem Olivenbaum hat sich die συκαμνιά als einer der beliebtesten Bäume und insbesondere als ein famoser Schattenspender entpuppt. Hierzulande sagt man der μουριά nach, dass sie unter allen Bäumen den allerkühlsten Schatten spendet. Man findet den Maulbeerbaum an öffentlichen Orten, wie auf dem Dorfplatz oder vor der Kirche, da es sich bei Hitze wunderbar in seinem Schatten plaudern lässt. Oftmals sind unter seiner weit ausladenden Krone Tische und Stühle von Lokalen aufgestellt. Wie ein Freund nimmt der Maulbeerbaum – nach dem man die Taverne oder das Kafenion gar stolz benennt – einen wichtigen Platz im Dorfleben ein. Wie im Winter vor dem Feuer, so finden sich sommers Mensch und Tier zum Verweilen unter seinen geblätterten Fittichen ein. Die sommergrünen Maulbeerbäume können eine Höhe von bis zu 15 Metern erreichen und mehrere Jahrhunderte alt werden. Im Herbst schneidet man die Äste oftmals bis zu den Hauptverästelungen des Stammes zurück, damit sie im Frühling umso prächtiger und reich belaubter ausschießen. Indem man sie mit gefüllten Wasserflaschen beschwert, kann man die Struktur der Krone bestimmen und die biegsamen Äste zu der beliebten Form eines aufgespannten Sonnenschirms heranwachsen lassen. Als Hausbaum ist er ebenso beliebt. Ich habe auch einen Maulbeerbaum im Hof angepflanzt, der sich zu einem prächtigen Schattenspender entwickelt hat. Meine Nachbarin hat zwei ältere Maulbeerbäume vor dem Haus, die im Gegensatz zu meinem brombeerartige Früchte tragen. Wir pflücken die schwarzen Beeren und essen sie gleich auf, oder ich verwende eine Handvoll frisch gepflückter Maulbeeren im Joghurt. Schildkröten fressen die gefallenen Beeren vom Boden auf. Die Vögel tun sich ebenfalls gütlich an den reich beladenen Ästen, weshalb ich mittlerweile meine eher zufällige als bewusste Pflanzung eines Maulbeerbaums bevorzuge, der keine Beeren produziert. Denn die Vögel hinterlassen das Endprodukt ihrer Nascherei als violette Kleckser rundherum auf dem Boden. (Griechenland Zeitung / Linda Graf)

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