Ein Bild des mediterranen Südens, ein Meer aus Farbe, der Inbegriff von Sommer, Wärme, Leichtigkeit… die Bougainvillea. Ihr Namensgeber umsegelte als erster Franzose unsere Erdkugel.
Es war Louis Antoine de Bougainville, der von 1729 bis 1811 lebte. Als er sich damals, vor knapp 250 Jahren, mit zwei Schiffen aus der Alten Welt verabschiedete, wusste er sicherlich nicht, dass er diese Pflanze von seiner dreijährigen Reise mitbringen würde.
Ihrem Durchhaltevermögen mit wenig Wasser, vielleicht auch ihrer Dornen wegen, hat sie ihr Überleben zu verdanken. Ihre „Einbürgerung“ im Süden Europas gelang hervorragend. Selbst als Zimmerpflanze findet man sie in manchem Wohnzimmer in Deutschland.
Die unbekannte „Kahle Drillingsblume“
Doch ihr deutscher Name „Kahle Drillingsblume“ ist kaum bekannt. „Drillingsblume“ – passend und korrekt benannt wegen ihrer eigentlichen Blüten, die aus drei Röhrenblüten bestehen: klein, weißlich, ohne Duft und ohne auffälliges Aussehen. Aber solch eine prächtige Pflanze braucht doch einen respektablen Namen! Die Anziehungskraft strahlen ja auch nicht diese Blüten aus. Es sind die farbigen Hochblätter, die für die kleinen fliegenden Gäste, wie auch für uns, der magnethafte Anziehungspunkt schlechthin sind: Farbe, Farbe und noch mehr Farbe…Von den eigentlichen grünen Blättern ist daher nicht mehr viel zu sehen, so dicht gedrängt beieinander stehen die Hochblätter. Rot, rosa oder pink, sogar in weiß, gelblich und orange gibt es sie. Leicht wie Seidenpapier fühlen sie sich an, noch mehr denn je, wenn sie trocken sind. Sie dienen dann als sogenanntes Flugorgan, das zusammen mit dem Samen vom Sommerwind davongetragen werden kann. Da dieser Same allerdings nur in tropischen bis subtropischen Gebieten voll ausgeprägt ist, empfiehlt es sich Stecklinge zu machen, will man nicht vor lauter Schwärmen die Gärtnerische Seite vergessen. Mit ihren Dornen klettern die Drillingsblumen aus dem Süden Amerikas nun an Mauern hoch und zieren die Häuser und Innenhöfe rund um das Mittelmeer. Nach Süden ausgerichtet müssen sie sein. Natürlich, ihre Heimat ist schließlich Brasilien.
Die Nachtblume der Griechen
Zur Bougainvillea ließen sich noch endlos weitere Farblobeshymnen schreiben, aber kein geschriebenes Wort würde die sichtbare Pracht ersetzen, würde ihrer Macht an Farbe und Leuchtkraft gerecht werden. Man muss vor ihr stehen, sie sehen und bestaunen. Ja, sie will bewundert werden, diese Pflanze, die zur Familie der Wunderblumengewächse (Nyctaginaceae) gehört. Mit einem kleinen Wortspiel ließe sich nun leicht zu einem anderen Wunderblumengewächs überleiten, dem „Nichtolouloudo“. Το νυχτολούλουδο, die Nachtblume, wurde wohl eher wegen ihres „Gebarens“, als wegen ihrer botanischen Familienzugehörigkeit. Griechenland so benannt. Aber wer weiß das schon! Es ist die Mirabilis jalapa, die Wunderblume schlechthin, die, welche sich tagsüber eher unansehnlich zeigt, ganz anders als die Bougainvillea. Doch am späten Nachmittag öffnet sie dann ihre Knospen und verströmt in lauen Sommernächten ihren betörenden, süßen Duft. Eine wunderbare Verlockung, diesmal nicht fürs Auge, sondern für die Nase. Doch das ist eine andere Geschichte …
(Griechenland Zeitung / Waltraud Alberti)