Jene Regionen rund um die mittelgriechische Stadt Larissa, die sich in Flussnähe befinden, gleichen derzeit einem Sumpf. Auch landwirtschaftliche Flächen bei Karditsa sind nach dem Unwetter „Daniel“, das vorige Woche in Mittelgriechenland wütete, von dicken Schlammschichten überzogen.
Von der Außenwelt abgeschnitten sind noch immer Dörfer in den Gemeinden Kileler und Agia. In der thessalischen Ebene standen nach dem Unwetter insgesamt 21 Dörfer unter Wasser. Davon seien sieben noch immer nicht auf dem Straßenweg mit der Außenwelt verbunden.
100.000 Tierkadaver für die Einäscherung
Rund 100.000 Nutztiere sind in der Flut ertrunken; deren Kadaver kontaminieren nun das Wasser. Der Vertreter eines Unternehmens, das für die Einäscherung von Nutztieren zuständig ist, beschrieb im Fernsehen ein „gespenstisches Bild“. Er sprach von etwa „800 Tonnen verendeter Tiere“, die eingeäschert werden müssten; die Kapazität in Thessalien betrage aber nur 100 Tonnen pro Monat.
Konkretere Zahlen über die verendeten Tiere nannte der Minister für Landwirtschaft und Lebensmittel Lefteris Avgenakis: Es seien den bisherigen Erkenntnissen zufolge 49.050 Ziegen und Schafe, 19.295 Schweine, 4.186 Rinder und 40.330 Stück Geflügel.
Deutlich weniger Milchprodukte
Gegenüber dem staatlichen Fernseh- und Radiosender ERT stellte der Vorsitzende der Vereinigung der Fleischer Griechenlands, Savvas Kesidis, fest, dass etwa 35 bis 45 Prozent der Nutztiere Thessaliens ertrunken seien. Das Problem werde sich aber weniger bei den Fleischpreisen niederschlagen, die nur leicht zunehmen würden. Vielmehr müsse man sich um Milchprodukte Sorgen machen, so Kesidis. Wörtlich stellte er gegenüber ERT fest: „Wir werden uns noch über Milchpulver freuen.“ Etwa 30 Prozent der Schafe und Ziegen des Landes werden seinen Äußerungen zufolge in Thessalien gezüchtet. Die Viehhirten würden mit den Milchprodukten höhere Einnahmen erzielen als mit dem Verkauf von Fleisch. Durch das Unwetter seien jedoch die Ziegen- und Schafställe extrem dezimiert worden, außerdem seien viele der – obendrein sehr teuren – Melkmaschinen zerstört worden.
Riesiger Bedarf an Tierfutter
Der Bürgermeister von Tyrnavos Jannis Kokouras machte im Radio auf fehlendes Tierfutter aufmerksam. Diejenigen Tiere, die das Unwetter „Daniel“ überlebt hätten, liefen jetzt Gefahr zu verhungern. In seiner Verwaltungsregion seien 25.000 Schafe gerettet worden. Nun fehle es den Landwirten aber an Futter und an geeigneten Orten, wo sie ihre Tiere unterbringen könnten, so Kokouras. Derzeit würden viele Tiere provisorisch in Parks und Weinbergen geweidet und gehalten. Die Lage würde obendrein dadurch erschwert, dass viele der Muttertiere trächtig seien.
Kaum Möglichkeiten für den Transport
Was die Weinberge angeht, so erinnerte der Bürgermeister daran, dass die Infrastruktur erhebliche Sachschäden erlitten habe; viele Winzer kämen aus diesem Grund nicht dazu, die Ernte einzubringen, die derzeit ansteht.
Der Präsident der Agrarvereinigungen aus Magnisia Theodoros Georgadakis nannte als Beispiel auch Äpfel, die ebenfalls in diesen Tagen gepflückt werden müssten: Doch selbst wenn man einen Teil der Äpfel ernten könnte, durch das unwegsame Straßen- und Wegenetz bestünden kaum Möglichkeiten, die Ernte in den Handel zu bringen.
Der Nachrichtenagentur ANA-MPE zufolge sei der größte Schaden in der thessalischen Ebene beim Anbau von Gemüse zu verzeichnen. Landesweit würden etwa 315.000 Tonnen Tomaten für die Konservenindustrie in Griechenland angebaut, davon wiederum 190.000 Tonnen in Thessalien. Allerdings sei ein Großteil davon bereits geerntet worden; nur etwa 25 bis 30 Prozent der „Paradiesäpfel“ müssten noch gepflückt werden.
Auch die Nussernte wurde vom Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen. Im ganzen Land werden jährlich rund 37.500 Tonnen Nüsse produziert, davon stammen etwa 12.000 Tonnen aus Thessalien. Und last but not least: Von den landesweit 29.000 Tonnen produzierten Mandeln entfallen 10.600 Tonnen auf Thessalien. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)