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Rigorose Beschränkungen für den Besuch auf dem Mittelmeerparadies Tagesthema

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Foto (© vk): Zu viele Menschen gefährden das Ökosystem auf der Insel Chrysi vor Kreta. Die lokale Kommunalverwaltung musste handeln. Foto (© vk): Zu viele Menschen gefährden das Ökosystem auf der Insel Chrysi vor Kreta. Die lokale Kommunalverwaltung musste handeln.

Die kleine unbewohnte Insel Chrysi vor der südkretischen Stadt Ierapetra im lybischen Meer hat es dieser Tage in die internationalen Schlagzeilen geschafft. Grund dafür sind die rigorosen Beschränkungen für Besucherinnen und Besucher aus dem In- und Ausland. Das Betreten der Insel ist im Rahmen eines Umweltschutzplans streng reglementiert worden.


Der Aktionsplan der griechischen Regierung, welcher den Tourismus auf der Insel Chrysi aus ökologischen Gründen stark reduzieren will, hat international für Aufsehen gesorgt. Das liegt vor allem daran, dass damit strenge Grenzen für die Massenausschiffung von Touristinnen und Touristen vor allem in den Sommermonaten geschaffen wurden. Entgegen des verbreiteten Missverständnisses ist es ihnen aber durchaus in einem engen Rahmen gestattet, Chrysi zu betreten. Die für die kommenden Monate geltenden Regelungen besagen, dass Gäste dort nicht von Passagierschiffen aus, ob privat oder gechartert, aussteigen dürfen. Es ist ihnen lediglich gestattet, die Insel zu umrunden und an den vorgegebenen Ankerplätzen in Strandnähe zu halten. Auch die Strände dürfen zum Schwimmen genutzt werden. Das Betreten des Festlands der Insel inklusive des bedrohten Waldes ist jedoch untersagt. Ausnahmen gelten für wissenschaftliches oder Wachpersonal.

Geschützter Wald

Das nur etwa 4,75 Quadratkilometer große Chrysi besitzt einen 350.000 Quadratmeter großen Wald aus Phönizischem bzw. Rotfruchtigem sowie Großfrüchtigem Wacholder. Die Bäume werden im Durchschnitt 200 Jahre alt und bis zu sieben Meter hoch – in Einzelfällen sogar noch älter und höher. Wegen dieses Waldes wurde Chrysi nach der europäischen Richtlinie „zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen“ zu einem „Gebiet gemeinschaftlicher Bedeutung“ erklärt und in das EU-Schutzgebiete-Netz Natura 2000 aufgenommen. Das Ökosystem des Eilands wird zum einen durch die Folgen des Klimawandels und zum anderen durch den Tourismus, besonders in der Hochsaison, unter Druck gesetzt. Aus diesem Grund besteht nach Angaben der kretischen Verwaltung die Gefahr, dass die regenerativen Prozesse der Flora und Fauna Schäden erleiden, die unumkehrbar sind. Die dortigen kleinen Feuchtgebiete bieten zum Beispiel verschiedenen Wildtieren einen Lebensraum. Chrysi kann neben natürlichen Schönheiten auch mit archäologischen Sehenswürdigkeiten aufwarten. Dazu zählen die Salinen, Spuren einer minoischen Siedlung sowie eine Kapelle und ein Leuchtturm. Die alten Salinen sind durch einen Präsidialerlass ebenfalls zu Schutzgebieten erklärt worden.

Menschengemache Zerstörung

Der im September letzten Jahres vom Umweltministerium veröffentlichte Aktionsplan soll nun „zum Schutz und zur Erhaltung der Insel“ beizutragen und langfristig ein „harmonisches Zusammenleben von Besuchern und Natur“ sowie nachhaltigen Tourismus ermöglichen. Die größten Belastungen für das Ökosystem entstehen durch die schiere Zahl der Touristinnen und Touristen, durch freies Campen, Abfall, illegale Beweidung und Jagd. Auch komme es immer wieder vor, dass in Strandnähe Schwarzbauten errichtet, Kraftfahrzeuge genutzt oder Brunnen gebohrt werden. Letzteres habe in den letzten Jahren erheblich zur Gefährdung des geschützten Wacholderwaldes beigetragen. Untersuchung vom April belegen, dass aufgrund der menschlich befeuerten Austrocknung, der Desertifikation sowie der Rodungen eine natürliche Regeneration ausbleibt und Teile des Waldes vollständig zerstörte. Hierfür seien aber auch invasive Pflanzenarten mitverantwortlich. „Die traurige Situation, in der sich Chrysi befindet, ist vor allem das Ergebnis rücksichtsloser menschlicher Eingriffe und in zweiter Linie des Klimawandels“, konstatiert die Verwaltung Kretas. Der Aktionsplan zum Schutz Chrysis soll zunächst über einen Zeitraum von drei Jahren gelten, um die Folgen des „jahrzehntelangen Raubbaus“ zu minimalisieren und zu korrigieren. (Griechenland Zeitung / Marco Fründt)

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