Auf der Ebene von Marathon, nordöstlich von Athen, besiegten die Athener um 490 v. Chr. das zahlenmäßig weit überlegene persische Heer dank der Strategie des Feldherrn Miltiades. Die Athener verschanzten sich nicht innerhalb ihrer Stadtmauern, sondern Miltiades gab den Marschbefehl – ohne die Ankunft der Spartaner, der stärksten Militärmacht der Griechen, abzuwarten.
Zum Zeitpunkt des Angriffs des persischen Heeres war es den Spartanern nämlich aus religiösen Gründen untersagt, in den Krieg zu ziehen. Das von ihnen gefeierte Vollmondfest war noch nicht beendet.
Die Angreifer aus dem Orient wurden mit einer offenen Feldschlacht überrascht, von einem zahlenmäßig stark unterlegenen athenischen Heer überwältigt und besiegt. Ja, die Perser gerieten in Panik, flohen auf ihre Schiffe. Kaum war die Schlacht beendet, schickte der Feldherr einen Boten nach Athen, den Sieg zu verkünden und den Bewohnern der Stadt aufzutragen, die Tore zu verriegeln. Die noch kampffähigen Perser waren nämlich mit ihrer Flotte von Marathon nach Athen aufgebrochen und drauf und dran, die Stadt im Handstreich erobern zu wollen.
Späteren antiken Historikern zufolge trug der Bote, der die Siegesnachricht überbringen und gleichzeitig vor den Persern warnen sollte, den Namen Pheidippides.
Da das Auto noch nicht erfunden war, musste der Pheidippides die Strecke von Marathon nach Athen laufen. Und er rannte, getrieben von patriotischem Pflichtgefühl, darauf erpicht, den Sieg über die persische Weltmacht zu verkünden. Über den kürzesten Weg, das Pentelikongebirge, beträgt die Strecke knapp 34 Kilometer, am Meer entlang sind es 40 Kilometer, die der von der Schlacht bereits erschöpfte Läufer zurücklegen musste. In Athen angekommen verkündete der Bote die freudige Kunde, dann brach er vor Erschöpfung tot zusammen.
Historiker entlarvten den besagten Gewaltlauf als eine schöne Geschichte, als eine Legende, denn erst gut 150 Jahre nach der Schlacht von Marathon wurde die Mär eines glorreichen Laufboten ins Leben gerufen. Womit die Schlacht bei Marathon, die zweifelsohne stattgefunden hat, nicht an Bedeutung einbüßt. Denn mit der Abwehr der persischen Invasion in der Ebene von Marathon begann eine neue Zeit, in der Athen zum politischen und auch zum kulturellen Mittelpunkt Griechenlands wurde. Seit 1896 finden die Olympischen Spiele nach antikem Vorbild wieder alle vier Jahre statt. Der Höhepunkt ist der authentische Marathonlauf, der an die Siegesschlacht in der Ebene von Marathon erinnert und nicht zuletzt an den Supermann aus der Antike, den Läufer von Marathon.
(Griechenland Zeitung / Linda Graf)