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Arbeitsloser auf Serifos

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Foto (© Eurokinissi): Serifos Foto (© Eurokinissi): Serifos

„Übrigens, was machst Du außer Freediving so? Du hast gesagt, Du wohnst normalerweise auf Serifos“, fragte Dominik. „Im Moment bin ich Krankenpflegerin am Evangelismos-Krankenhaus. Aber nur noch für drei Wochen. Ich habe bis vor zwei Jahren schon mal dort gearbeitet, aber dann wurde die Belegschaft halbiert. Jetzt brauchen die nur zwischendurch immer mal ein bisschen mehr Personal, und so haben sie mich für Juni, Juli, August und einen Teil vom September zurückgeholt.

Außerdem haben sie mir auch eine schöne Wohnung im zehnten Stock des Apollon-Turms bei der Metrostation Panormou zur Verfügung gestellt. Das Angebot konnte ich nicht ausschlagen. Auf Serifos arbeite ich in einer kleinen Klinik. Der Arzt dort gibt mir etwas Geld, manchmal auch ein bisschen Lamm vom Bauernhof seiner Mutter, er lässt mich kostenlos an seiner Tankstelle tanken und in einer kleinen Hütte auf der anderen Seite der Insel wohnen. Da habe ich einen Gemüsegarten, Hühner und einen Esel, und ich mache Speerfischen. Wenn ich weg bin, passen meine Nachbarn auf meinen Garten und die Tiere auf. Die dürfen sich dann am Gemüse, den Eiern und der Ziegenmilch bedienen. „Hört sich ziemlich idyllisch an“, sagte Dominik. „Na ja, wenn Du es idyllisch nennst, ohne Strom zu leben. Die Hütte ist nicht ans Stromnetz angeschlossen, fürs Kochen und das bisschen Heizen im Winter muss ich immer Feuer machen. Ich habe aber nicht nur einen Holzkamin, sondern auch einen Gasherd und Gasheizkörper, nur muss ich dafür ständig Propan besorgen, da ist es meistens doch einfacher, Holz zu sammeln. Und ich habe eine kleine Solarzelle, um mein Smartphone und das Tablet zu laden. Aber eins ist wahr. Es ist besser so zu leben, als unter schlechten Bedingungen in der Stadt. Nachdem meine Familie die Wohnung verloren hatte, war das Leben in Athen unerträglich geworden. Ich habe einen Monat in einer Erdgeschosswohnung am Omonia verbracht, mit Junkies als Mitbewohner. Bei meiner Mutter ist es besser, sie wohnt im vierten Stock und hat eine Klimaanlage. Habe ein paar Mal bei ihr auf dem Boden geschlafen. Alles nachdem ich meine Stelle im Krankenhaus verloren hatte. Dann habe ich die Arbeit bei dem Arzt auf Serifos gefunden. Für Geld, Essen und ein paar Kleinigkeiten. Das ist jedenfalls viel besser, als in der Stadt arm zu sein.“ Dominik dachte an seine eigene Situation, und zum ersten Mal empfand er die Bereitschaft, ein wenig darüber zu reden. „Meine Situation ist nicht viel besser. Mein Vermieter in Berlin hat mir gekündigt, ich habe ein paar Tausend Euro von meiner Mutter in den USA gekriegt und bin hierhergekommen, weil ich hier länger damit überleben kann als in Deutschland. Ich habe mir ein Auto gekauft und im Voraus sechs Monatsmieten für eine Wohnung hier in Athen bezahlt. Der deutsche Staat hat aber nicht bemerkt, dass ich weg bin, und zahlt mein Arbeitslosengeld weiter. Das ist meine Geschichte.“

Auszug aus unserer Neuerscheinung „Arbeitsloser auf Serifos“ von Tim Bechtel

Ein abgebrochenes Studium in Kunstgeschichte, zahlreiche Halbtagsjobs als Student und seit fünf Jahren Hartz lV: Sonderlich viel tut sich nicht mehr im Leben des 41-jährigen Dominik in Berlin. Doch dann bleibt die finanzielle Unterstützung vom Arbeitsamt aus, der Strom wird abgestellt und wegen Mietrückständen wird er schließlich aus der Wohnung geworfen. Nun ist der Hobby-Apnoe-Taucher Dominik gezwungen zu handeln ‒ und siedelt über nach Griechenland. In einer Tauchschule in Athen lernt er Katerina kennen, die beiden verlieben sich und ziehen gemeinsam auf die Insel Serifos. Das Glück scheint perfekt. Nach wenigen Tagen treffen sie aber auf Johannes und sind plötzlich in eine gefährliche Geheimdienstoperation verwickelt. Eine grausige Entdeckung bei einem Tauchgang ist der Anfang vom Ende und zieht Dominik und Katerina sowie deren Freunde in einen Strudel, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint.

Cover Arbeitsloser auf Serifos 300

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