Der Mord an dem US-Amerikaner Bakari Henderson auf der Insel Zakynthos sorgte vor fünf Jahren für großes Aufsehen. Ein endgültiges Urteil in diesem Fall steht nach wie vor aus, das Verfahren wurde in dieser Woche wieder aufgenommen. Den schleppenden Fortgang in diesem Prozess monierte sogar US-Vizepräsidentin Kamala Harris.
Am Wochenende bemängelte sie bei einem Tete-a-Tete mit Premierminister Kyriakos Mitsotakis am Rande der Sicherheitskonferenz in München die enorme Verzögerung bei der Urteilsfindung und äußerte Verwunderung über die langsame Funktionsweise des griechischen Justizsystems. Der Regierungschef aus Athen versicherte die US-Politikerin, dass er persönlich den Fortgang des Verfahrens im Auge behalten werde.
Der damals 22-jährige Bakari Henderson hielt sich im Juli 2017 im Rahmen einer Geschäftsreise auf der Ionischen Insel Zakynthos auf. Das Unglück nahm seinen Lauf, als Henderson eine Kellnerin in einer Bar um ein gemeinsames Selfie ersuchte. Ein anwesender Gast provozierte, indem er die Frau fragte, wieso sie ein Foto mit einem „Schwarzen“ machen würde, wo doch genug Serben in der Bar wären. Daraufhin attackierte er Henderson, der sich wehrte und aus der Bar floh. Ein Mob von zehn Männern stellte ihm nach, holte ihn ein und prügelte auf ihn los. Innerhalb weniger Minuten war der 22-Jährige tot. Eine Videoaufzeichnung belegte den grausamen Vorfall.
Angeklagt wurden in der Folge neun Personen. Sechs von ihnen wurden im Herbst 2018 schuldig gesprochen – u. a. wegen schwerer Körperverletzung mit Todesfolge, aber nicht wegen Mord. Die Strafen bewegten sich zwischen 5 und 15 Jahren; im Moment sitzt nur einer von ihnen im Gefängnis. Zwei ebenfalls angeklagte serbische Staatsbürger befinden sich Medienberichten zufolge nicht mehr in Griechenland.
Jetzt wird der Fall wieder neu aufgerollt, weil ein griechischer Staatsanwalt gegen das Urteil der ersten Instanz Einspruch erhoben hatte. Die Eltern des Ermordeten, Jill und Phil Henderson, sind gemeinsam mit zwei Geschwistern des Ermordeten bei der Verhandlung, die in Patras stattfindet, anwesend. Sie fordern Gerechtigkeit und die Bestrafung der Schuldigen. Ihr Anwalt aus New York, spezialisiert auf Menschenrechte, sieht in dem Vorfall von 2017 eindeutig den Tatbestand von Lynchjustiz. Dem brutalen Vorgehen liegen darüber hinaus recht eindeutige rassistische Motive zugrunde.
Der griechische Anwalt der Hendersons betonte, dass die Staatsanwaltschaft nun offensichtlich den Fehler des Ersturteils korrigieren möchte. Das neue Verfahren in zweiter Instanz vor dem Schwurgericht in Patras begann am 21. Februar mit Hindernissen: Auf Antrag des Verteidigers wurde es auf den morgigen Donnerstag (23.2.) verlegt. (Griechenland Zeitung / lb/rs)