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Kirche von Piräus gegen die „Vergötterung“ des verstorbenen Mikis Theodorakis

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Foto (© Eurokinissi) Foto (© Eurokinissi)

Mit den politischen Überzeugungen des Anfang September verstorbenen Mikis Theodorakis (1925-2021) sowie seiner Haltung gegenüber der Orthodoxie beschäftigt sich ein in dieser Woche bekannt gewordenes seitenlanges Schreiben der Metropolis (Bistum) von Piräus, konkret des dort beheimateten „Büros für Häresien und Pseudoreligionen“. Auch wenn man das künstlerische Oeuvre, das Genie und die internationale Bedeutung des weltbekannten Musikers anerkennt, spart man nicht mit Kritik.

In erster Linie wendet man sich in der offiziellen Mitteilung gegen eine „Vergötterung“ der Person des toten Komponisten. In diese Falle, so der Text, tappe man nicht.
Die Beileidsbekundungen der Menschen angesichts seines Todes sowie insgesamt die Reaktionen darauf nennt die Kirche „aus der Sicht des orthodoxen christlichen Glauben inakzeptabel.“ Für sie seien „wahrhaft groß“ nur jene, die mit der Gnade Gottes den größten Sieg errungen hätten – „es sind jene, die die Leidenschaften des alten Menschen besiegt haben, die Welt der Sünde und den Teufel.“
Einleitend wird in der „Streitschrift“ das „turbulente 20. Jahrhundert“ analysiert, in dem Mikis Theodorakis vor allem wirkte. Als dominierende Strömungen dieser Epoche zählen die Autoren des kirchlichen Schreibens den Marxismus und den Existenzialismus auf – beides „wahrhafte Kinder der atheistischen europäischen Aufklärung“.
Man bedenkt Theodorakis in dem Schreiben zwar mit einigen positiven Charakterisierungen („einzigartiger Künstler usw.“), doch hält man dem Verstorbenen vor, eine „instabile politische und ideologische Orientierung“ gehabt und internationalistische Grundsätze der marxistischen Linken mit nationalen und patriotischen Elementen vermengt zu haben. Bedauernd nimmt die Mitteilung der Metropolis Piräus auch zur Kenntnis, dass sich Theodorakis die Verwendung christlicher Symbole bei seinem Begräbnis verbat. „Trauer und Schmerz ruft in unseren Seelen sein seichter Glaube an die göttliche Dreifaltigkeit hervor, der noch zu Lebzeiten in seinem Wunsch zum Ausdruck kam, dass an seinem Grab kein Kreuz und keine Grabkerze errichtet werden sollen.“
Trotz aller Kritik ortet man in Theodorakis keinen fanatischen Feind der Orthodoxie und verweist in diesem Zusammenhang unter anderem auf musikalische Werke mit religiösem Bezug („Requiem“, Verarbeitung kirchlicher Hymnen usw.) des Komponisten: „Er war kein konsequenter Widersacher der Kirche, weil er auch nie ein konsequenter Marxist war.“
Abschließend rekurriert man wieder auf das Thema der „Vergötterung“ und legt dar, warum die Kirche derartige Phänomene ablehne: Auf keinen Fall habe man das Recht, Theodorakis als nachahmenswertes Vorbild im Bereich der Kirche hervorzuheben. Das dürfe einzig und allein im Falle von gläubigen Mitgliedern, von Heiligen, geschehen.
Post mortem erteilt man Theodorakis indirekt noch einen „Ratschlag“: Mikis wäre tatsächlich groß gewesen, heißt es da, und er hätte der Kirche und der Gesellschaft einen bedeutenden Dienst erwiesen, „wenn er mit seinem Leben und seinem Werk das Volk zu einem Leben in Christus inspiriert und angeleitet hätte, wenn er uns mit seinen Liedern und seinen Kompositionen erhöht hätte – vom Vergänglichen zum Ewigen. Wenn er Prediger der orthodoxen Glaubens und des ewigen Lebens gewesen wäre.“

(Griechenland Zeitung / Robert Stadler)

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