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Verzweifelter Kampf gegen die Feuerfronten Tagesthema

Mit dem Mut der Verzweiflung kämpfen Berufsfeuerwehrleute und Freiwillige gegen die Brände (unser Foto, © Eurokinissi, wurde auf Euböa aufgenommen). Mit dem Mut der Verzweiflung kämpfen Berufsfeuerwehrleute und Freiwillige gegen die Brände (unser Foto, © Eurokinissi, wurde auf Euböa aufgenommen).

Die Liste ist lang, und eine spürbare Besserung an den Feuerfronten in Griechenland zeichnet sich nicht ab: Am Samstagmorgen informierte die Griechische Feuerwehr über den Stand der Dinge und zählte die gefährlichsten fünf Brände auf, die derzeit bekämpft werden müssen: Im Norden Athens (Varybobi, Thrakomakedones, Malakassa), auf der Insel Euböa, in der Region des antiken Olympia, in der östlichen Mani sowie in Messenien auf der Peloponnes. 

Am Freitag (6.8.) sprach der Staatssekretär für Krisenmanagement Nikos Chardalias von etwa 60 aktiven Bränden im Land. Auf Euböa nähern sich indes die Flammen an der Westküste im Norden auch gefährlich dem bekannten Kurort Ädipsos. Auf dieser zweitgrößten Insel Griechenlands soll die Feuerwalze offenbar auf einer Länge von bis 30 Kilometern wüten. Bei der einen Feuerfront zwischen Kryoneri und Afidnes im Norden der griechischen Metropole wiederum sprach man von einer Länge von zehn Kilometern. Im Einsatz sind bei den Hauptbränden insgesamt an die 2000 griechische Feuerwehrleute, die auch Unterstützung aus dem Ausland erhalten – u. a. aus Zypern, Frankreich, Israel, der Ukraine, Polen und auch Deutschland. Wie am Samstagaband bekannt wurde, stellte die EU Griechenland insgesamt 700 Feuerwehrleute und Rettungspersonal, neun Löschflugzeuge sowie 100 Fahrzeuge zur Verfügung. 
Über die Nummer 112 wurden bereits heute früh wieder Bewohnerinnen und Bewohner von mehreren Siedlungen, u. a. von Agia Skepi, etwa 30 Kilometer Luftlinie nördlich des Athener Zentrums, aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Die Nationalstraße Athen-Lamia blieb wegen der Brände bis in die frühen Abendstunden gesperrt. Den Anwohnern vor allem im Norden und Osten des Großraumgebiets Athen wurde von der Athener Sternwarte dringend geraten, Fenster und Türen zu schließen und nur mit Benutzung von Schutzmasken (z. B. FFP2) vor die Haustür zu gehen: Wegen der Brände hat sich der Feinstaubanteil (PM 2,5) in der Atmosphäre gefährlich erhöht.
Über die genauen Ursachen der Feuerwalze in der Hauptstadt sowie in anderen Regionen sind die Informationen bisher spärlich. Es gab zwar Festnahmen wegen angeblicher Brandstiftungen, und Jorgos Patoulis, Regionalgouverneur Attikas, zu dem die Städte Athen und Piräus gehören, vertrat die Auffassung, dass „sich hinter den Bränden ein Plan“ verberge.
Die Menschen jedenfalls sind verzweifelt. Auf Euböa sagte ein Bewohner von Limni im Nordwesten gegenüber dem Nachrichtenportal „Newsbomb“: „Alle reden sie davon, dass man zuallererst Leben schützen muss. Natürlich muss man das Leben schützen. Aber sie haben diese Leben mit ihrer Unfähigkeit zerstört.“
Der konservative Regierungschef von der Nea Dimokratia Kyriakos Mitsotakis besuchte heute Vormittag (7.8.) das Einsatzzentrum der Berufsfeuerwehr im Stadtteil Chalandri. Danach betonte er in kurzen Statements, dass die Entschädigung der Brandopfer oberste Priorität habe und dass alle verbrannten Flächen wieder aufgeforstet würden. In seiner Rede an die Nation am Donnerstag hatte der Premier betont, dass zu richtiger Stunde Kritik und Selbstkritik geübt werden müsse. Jetzt gehe es in erster Linie um den Schutz von Menschenleben.
Erste Schätzungen der Athener Sternwarte gehen davon aus, dass bisher allein in Attika etwa 7.600 Hektar Wald- und Buschland und auf der Insel Euböa fast 20.000 Hektar ein Raub der Flammen wurden.
Ob sich in naher Zukunft bei der Prophylaxe oder bei der Brandbekämpfung Wesentliches ändert, wird sich zeigen. Vielleicht ist es höchste Zeit, wieder einmal ernsthaft über den Aufbau eines Freiwilligen Feuerwehrwesens in Griechenland nachzudenken. Bis zum Jahr 2014 existierte in diesem Bereich die rührige und von Nordgriechenland ausgehende Initiative ESEPA, die auch von deutschen und österreichischen Freiwilligen Feuerwehren Unterstützung erhielt. Nach – wie sich im nachhinein herausstellte – haltlosen Anschuldigungen gegen den Hauptinitiator Nikos Sachinidis über angebliche Unregelmäßigkeiten kam dieses Engagement zu einem unrühmlichen Ende. Angeblich erhielt Sachindis der Zeitung „Efimerida ton Sytakton“ zufolge in diesen Tagen einen Hilferuf vom Zivilschutz Makedonien-Thrakien. Leider musste der ESEPA-Gründer antworten, dass zwar 70 ESEPA-Feuerwehrfahrzeuge vorhanden, aber seit 2013 wegen der damaligen Schmutzkampagne vor sich hinmodern und nicht einsatzfähig seien. (Griechenland Zeitung / Robert Stadler)

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