Ιn Athen gibt es eine Kirche, die ihre Entstehung der Pariser Weltausstellung von 1900 verdankt. Mit diesem ungewöhnlichen Bauwerk (Leoforos Syngrou 133) verbindet sich eine spannende Geschichte. Auf der Weltausstellung in Paris präsentierte sich Griechenland in einem Pavillon in Form einer orthodoxen Kirche. Die Weltausstellung ging am 12. November 1900 zu Ende. Was sollte mit der „Kirche“ geschehen?
Kirchen abzureißen und zu verschrotten – das war den Verantwortlichen nicht geheuer. Der einstige Bürgermeister von Athen, Spyros Merkouris, hatte die Idee: An der Straße zum damaligen Badeort Faliro gab es einen angefangenen Sakralbau, der ins Stocken geraten war. Er markierte die Stelle, an der im Februar 1898 ein Attentat auf König Georg verübt worden war. Der König fuhr gern im offenen Landauer nachmittags zu einem Spaziergang ans Wasser. An jenem Tag hatte er seine Tochter Maria mitgenommen. Außer dem Kutscher begleitete ihn noch ein Jäger. Auf dem damals unbebauten Gelände lauerten zwei mit Pistolen bewaffnete Männer, die aus nächster Nähe auf die Kutsche feuerten. Der Kutscher drosch auf die Pferde ein, der König warf sich vor seine Tochter. Verletzt wurde nur der Jäger. Aber die Meldung „Attentat auf den griechischen König“ ging durch die Presse in Europa. Einige Tage später zelebrierte der Metropolit von Athen an der Stelle des missglückten Attentats einen Dankgottesdienst und legte den Grundstein für eine Dankeskirche. Die Ausführung des Baues aber geriet, wie gesagt, ins Stocken. Spenden blieben aus. Und so wurde die Idee von Bürgermeister Merkouris angenommen, den Pavillon von Paris an der Syngrou wieder aufzubauen. Und so feierte die orthodoxe Gemeinde von Agios Sostis dort seit über einem Jahrhundert ihr Kirchweihfest. Übrigens war jener Bürgermeister der Großvater von Melina Merkouri, der unvergessenen Schauspielerin und Kulturministerin unter Andreas Papandreou.
Konrad Dittrich