Weltweit wird jedes Jahr fast eine Billion Tonnen Lebensmittel weggeworfen, was erheblich zu mehreren globalen Krisen beiträgt. Griechenland steht bei der Pro-Kopf-Verschwendung ganz oben auf der Liste.
Griechenland nimmt einen traurigen Spitzenplatz bei der Lebensmittelverschwendung von Haushalten in Europa ein. Mit 142 Kilogramm weggeworfener Nahrung pro Kopf und Jahr steht das Land außerdem weltweit an dritter Stelle. Das geht aus dem entsprechenden Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) hervor, der unlängst veröffentlicht wurde. Die Pro-Kopf-Verluste in Griechenland sind demnach fast doppelt so groß wie der Weltdurchschnitt von 74 Kilogramm. Die Gesamtverschwendung der Haushalte des Landes beläuft sich auf fast 1,5 Millionen Tonnen im Jahr. Erstaunlich ist indes, dass vor Griechenland die afrikanischen Entwicklungsländer Nigeria (189 kg pro Kopf) und Ruanda (164 kg) liegen. Das zeigt, dass die Lebensmittelverschwendung durchaus kein Wohlstandsphänomen ist, wie man annehmen könnte. Überhaupt liegen erstaunlich viele afrikanische Länder im dreistelligen Bereich – vielleicht eine Folge mangelhafter Konservierungsmöglichkeiten. An vierter Stelle findet sich mit Malta (129 kg) wieder ein europäisches Land. Deutschland und die Schweiz liegen mit 75 bzw. 72 Kilo ungefähr im Mittel, während die Österreicher mit 39 Kilo weggeworfener Lebensmittel zu den Musterknaben zählen – nur die Slowenen und die Russen werfen mit 34 bzw. 33 Kilogramm im Jahr weniger weg. Auch Zypern steht mit 95 Kilogramm immer noch deutlich besser da als Griechenland. Weltweit werden laut UNEP-Statistik 931 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Fast zwei Drittel, nämlich 569 Millionen Tonnen, entfallen auf die Haushalte. Weitere 244 Millionen Tonnen oder 32 Kilogramm pro Kopf und Jahr verschwendet die Gastronomie und 188 Millionen Tonnen oder 15 Kilo pro Erdenbürger der Einzelhandel. Hier liegt Griechenland übrigens mit sieben Kilogramm pro Kopf deutlich unter dem Durchschnitt. Ernteverluste und Ausschuss im Großhandel oder Transportschäden berücksichtigt das UNEP in seinem Index nicht. Die Folgen dieser Verschwendung sind nicht nur für die Welternährung von Bedeutung. Sie tragen auch erheblich zum sozialen Nord-Süd-Gefälle und damit zur Migration wie auch zum Klimawandel bei. „Wären Lebensmittelverluste und -verschwendung ein Land, dann wären sie die drittgrößte Quelle von Treibhausgasemissionen“, so das griffige Beispiel von UNEP-Exekutivdirektorin Inger Andersen im Vorwort zum Bericht. Die Lebensmittelverschwendung trage damit wesentlich zu den drei derzeitigen globalen Hauptkrisen bei – dem Klimawandel, dem Verlust an Naturräumen und Artenvielfalt sowie Umweltverschmutzung und Abfallflut. Zum Glück gebe es aber auch zunehmend erfolgreiche Initiativen, die dieser Entwicklung entgegenzusteuern. „Lasst uns alle umsichtig einkaufen, kreativ kochen und die Lebensmittelverschwendung sozial inakzeptabel machen“, so Andersen. Vor allem letzteres ist in Griechenland trotz der langjährigen Wirtschaftskrise alles andere als selbstverständlich, möchte man hinzufügen. (GZak)