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Königreich Thessaloniki

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Foto (© ek): Agios Dimitrios in Thessaloniki. Foto (© ek): Agios Dimitrios in Thessaloniki.

Im Mittelalter war Thessaloniki für zwanzig Jahre die Hauptstadt eines kleinen, gleichnamigen Königreiches. Es umschloss die Regionen Makedonien und Thessalien. Als König herrschte ein gewisser Bonifatius von Montferrat. Der Kreuzritter stammte aus dem italienischen Piemont und hatte das byzantinische Thessaloniki im Jahre 1204 erobert. Zum Schrecken der Einwohner ließ er bedeutende orthodoxe Kirchen, wie die des Heiligen Dimitrios, zu katholischen Gotteshäusern umfunktionieren. Doch warum eroberte ein Kreuzritter eine christlich geprägte Stadt?

Ursprünglich sollte Bonifatius ein Kreuzfahrerheer nach Jerusalem führen und die muslimischen Machthaber vertreiben. Mit Hilfe der Seemacht Venedig war ein Transport über das Mittelmeer vorgesehen. Allerdings lehnte der Dogenpalast den Kreuzzug ab, insbesondere weil die Kreuzfahrer das Transportgeld nicht aufbringen konnten. Durch geschicktes Intrigenspiel leitete Venedig den Kreuzzug Richtung Byzanz. Konstantinopel wurde erobert und wenig später auch Thessaloniki. Allerdings konnte sich Bonifatius seiner Regentschaft nur kurz erfreuen. Bereits im September 1207 geriet er am Fuße der Rhodopen in einen bulgarischen Hinterhalt und wurde enthauptet. Sein erst zweijähriger Sohn übernahm als Erbe den Königstitel. Woraufhin die lombardischen Ritter in Thessaloniki revoltierten. Das Königreich versank im Chaos. Theodoros, Herrscher von Epirus, nutzte die Chance, Thessaloniki für Byzanz zurückzuerobern. Umgehend startete er einen Feldzug. Bereits 1224 zog er triumphierend in die Stadt ein und ließ sich Kaiser von Thessaloniki nennen. Damit endete die Geschichte des Königreiches. Insgesamt war die lateinische Herrschaft bei der orthodoxen Bevölkerung verhasst, was später zum berühmten Satz führte: Lieber der Turban des Sultans als die Tiara des Papstes. Wer heute von Thessaloniki Richtung Süden fährt, der kann unweit des Olymps und direkt an der E75 die wuchtige Burg Platamonas bestaunen. Sie ist ein bleibender architektonischer Gruß des kurzlebigen Königreiches Thessaloniki.

Alexander Jossifidis

 

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