Als „Stadien“ bezeichnet man heute gemeinhin große Sportstätten, die um den eigentlichen Wettkampfplatz auf Tribünen einer Vielzahl von Besuchern Platz bieten. Ihre Form ist in aller Regel oval oder rechteckig und erinnert damit eher an das römische Amphitheater als an den eigentlichen Namensgeber. Im klassischen Altertum nämlich wurde der Begriff für Anlagen verwendet, deren Herzstück eine Laufbahn von etwa 180 Metern Länge war.
Um diese herum konnten die Zuschauer entweder stehen oder aber auf Erdbanketten bzw. steinernen Sitzreihen Platz nehmen. Stadien besaßen damals also, anders als heute, eine ausgeprägte Längsorientierung, die den dort veranstalteten Laufwettbewerben geschuldet war. Daneben konnten freilich auch andere Sportarten in ihnen ausgetragen werden. Die Bezeichnung als „Stadien“ verdanken die entsprechender Sportstätten der Länge ihrer Laufbahnen, die nach antiker Regel genau einem „Stadion“ entsprach. Mit ihren Längenmaßen orientierten sich die alten Griechen grundsätzlich zwar weitgehend an Teilen des menschlichen Körpers: Besonders die Elle (gr. „péchys“) und der Fuß (gr. „pus“) galten ihnen dabei als zentrale Bezugspunkte, in denen sie Distanzen angaben. Für größere Entfernungen allerdings waren beide Einheiten gleichermaßen ungeeignet, und so wurden solche eben in „Stadien“ bemessen. Die Bindung an das menschliche Maß blieb dabei aber bestehen, betrug ein „Stadion“ doch stets 600 „Fuß“. Und dies war eben auch die verbindliche Länge für die Laufbahnen der betreffenden Sportstätten, die wohl schon im 6. Jahrhundert v. Chr. nach der Maßeinheit benannt wurden. Weichen die antiken Stadien in ihrer Länge dennoch immer etwas voneinander ab – in Delphi etwa beträgt sie ungefähr 177 Meter, in Olympia dagegen 192 Meter – so liegt das daran, dass der „Fuß“ grundsätzlich zwar überall um die 30 Zentimeter lang war, seine exakte Abmessung regional aber durchaus geringfügigen Abweichungen unterlag.
(Griechenland Zeitung / Jens Rohmann)
