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Müller - Papadopulos

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Unser Foto (© GZjh) wurde auf Ikaria aufgenommen. Unser Foto (© GZjh) wurde auf Ikaria aufgenommen.

Die häufigsten Nachnamen im Deutschen sind Berufsbezeichnungen. Nach der Häufigkeit geordnet sind das: Müller, Schmidt (Schmitt, Schmid u.a.), Maier (Meyer, Meier, Mayer), Schneider, Hofmann, Fischer, Schultz (Schulte, Schultheiß u.a.), Becker, Richter usw. Die verschiedenen Schreibweisen gehen natürlich auf den regionalen Dialekt zurück. So ist der Kölner Schmitz die Genitivform von Schmidt: Schmidts. Dazu kommen jene Namen, die – ebenfalls regional – denselben Beruf verschieden benennen: Schneider als Schröder, Metzger als Fleischer, Schlachter u. a. – ein weites Feld, ein sehr weites Feld, das wir hier nicht beackern wollen. Auffällig ist nun, wie (relativ) selten die entsprechenden Namen aus Berufsbezeichnungen im Griechischen auftauchen.

Zwar stoßen wir auch hier hin und wieder auf einen Milonás (Müller), Siderás (Schmidt /Schmied), Ikonómos (Maier), Ráptis (Schneider) und Psarás (Fischer), doch bereits für einen Schultz, Hofmann oder Richter sind die griechischen Entsprechungen nicht mehr relevant. Wenn wir wissen, dass eine Stabilisierung von Berufsbezeichnungen als Nachnamen in deutschen Landen im 14. Jahrhundert begann, können wir für das mangelnde Vorkommen im Griechischen zumindest für die letztgenannten Berufe die Turkokratie in Griechenland verantwortlich machen. Zentrale Instanz in einem griechischen Gemeinwesen jener Zeit war der Pfarrer – Papás. Und der Popensohn Papadópulos ist der mit Abstand häufigste griechische Zuname, und die Ableitungen gehen ja bekanntlich von Papacharalambópulos bis Papatheodorídis. Sie können selbst die Probe machen. Schlagen Sie in Ihrem örtlichen oder aber in jedem anderen Telefonbuch weltweit bei den Namen nach, die mit Papa- beginnen und in der Regel mit der Genitivform eines Vornamens weiterlaufen: Papadimitríou. Selbst in Köln sind es 42 Einträge. Das sind natürlich nicht die Pfarrkinder selbst, sondern deren Ururenkel, eben aus der Zeit, als eine staatliche Behörde daran ging, seine Einwohner mit Vor- (im Griechischen nur Name – „Ónoma“) und Zuname (im Griechischen „Epónimo“) zu registrieren. Und von einem neugriechischen Staat sprechen wir bekanntlich erst seit 1830. Eine kleine Anmerkung darf nicht fehlen. In Griechenland gehen Sie bekanntlich nicht zum Bäcker, woher sich Becker herleitet –, um Brot zu holen, sondern zum „Fúrno(s)“, dem „Backofen“. Dieses italienische Fremdwort hat sich im Griechischen deshalb festgesetzt, weil das entsprechende altgriechische „Ipnós“ für „Backofen“ beim lautlichen Zusammenfall von i und y mit „Ypnos“ – dem „Schlaf“ zu verwechseln war und während der Frankokratie ersetzt wurde.

Hans Eideneie
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