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Mehr Gewalt gegen Frauen im Lockdown Tagesthema

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Unser Foto (© Eurokinissi): „Ochi sti via“ – „Nein zur Gewalt“ Unser Foto (© Eurokinissi): „Ochi sti via“ – „Nein zur Gewalt“

Die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus, die seit dem 7. November die Bürger in wesentlichen auf ihre Haushalte beschränken, haben wenig überraschend zu einem Anstieg der häuslichen Gewalt geführt.

Das sagte die Generalsekretärin für Familienpolitik und Gleichstellung Maria Syrengela aus Anlass des Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen (25.11.) im Fernsehen. „Leider sind im Lockdown die Meldungen des Missbrauchs von Frauen über die Hotline 15900 und die Beratungszentren in die Höhe geschossen“, sagte sie. Das sei kein griechisches, sondern ein weltweites Problem. Zudem hätten viele Frauen Angst oder Vorbehalte, solche Vorfälle zu melden: „Sie haben entweder Angst, was das soziale Umfeld oder die Verwandten sagen, oder sie hängen finanziell von ihrem Partner ab.“ Laut Angaben des Generalsekretariats stiegen die Anrufe während des ersten Lockdowns im Frühjahr wegen familiärer Gewalt von 166 im März auf 648 im April. Allgemein wegen Gewalttaten gegen Frauen gab es im April 1.070 Anrufe, gegenüber 325 im März.
Die Polizei bestätigte diesen Anstieg übrigens nicht, zumindest nicht im Vergleich zum Vorjahr. Dort gingen 2020 im Zeitraum von März bis Mai 1.103 Anzeigen wegen Gewalt gegen Frauen ein, gegenüber 1.287 Anzeigen im Vorjahr. Polizeisprecherin Ioanna Rotziokou sagte gegenüber der Athener Nachrichtenagentur ANA-MPA, dass das möglicherweise an der Zurückhaltung der Opfer liegt, sich unter dem Polizeiruf 100 an die Behörden zu wenden. Aus Anlass des Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen setzte das Bürgerschutzministerium daher unter dem Motto „Du hast eine Stimme – wir sind an deiner Seite“ ein Zeichen und ließ verschiedene öffentliche Bauten wie die Hängebrücke zwischen Rio und Antirrio in Westgriechenland orange anstrahlen.
Andererseits zeigte die Polizei im Feld Übereifer: Neun auf dem Syntagma-Platz demonstrierende Frauenrechtlerinnen wurden am Mittwoch wegen des angeblichen Verstoßes gegen die Corona-Maßnahmen verhaftet. Dabei hatten sie nach eigenen Angaben und auch durch Fotos belegt sowohl Masken getragen als auch die Sicherheitsabstände eingehalten. Ironischerweise kam es erst im Polizeibus zu dem befürchteten Gedränge. Nach dem öffentlichen Aufschrei bat Bürgerschutzminister Michalis Chryssochiodis am Freitag um Entschuldigung. Die Polizei habe „übertrieben“. (GZak)

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