Es ist einer der bewährtesten Wege, Meinungsverschiedenheiten zu beseitigen. Schere, Stein, Papier oder Schnick, Schnack, Schnuck – oder Ching, Chang, Chong, oder auch Schnibbel, Schnabbel, Schnubbel. Der Name ist egal, die Handbewegungen sind dieselben: Zwei Duellanten formen mit einer Hand zeitgleich eine Schere, einen Stein oder ein Blatt Papier.
Schere schlägt Papier, Papier schlägt Stein, Stein schlägt Schere. Es ist quasi der große Bruder des Münzwurfs: Theoretisch gleiche Chancen, nun kommt das Vortäuschen von Strategie hinzu. Den Griechen war das offenbar nicht komplex genug. In Hellas knobelt man mit Schere, Stein, Papier und Bleistift – der ausgestreckte Finger dient als neues Signal. Nun schlägt Stein Schere und Bleistift; Schere gewinnt gegen Papier und Bleistift. Papier schlägt nur Stein, Bleistift gewinnt nur gegen Papier. Aus dem Nullsummenspiel wird eine asymmetrische Strategie-Übung. Kleiner Wermutstropfen für alle Fans des griechischen Stils: Die alljährlich stattfindende Weltmeisterschaft mit Vertretern von 128 Ländern wird aber nach internationalen Regeln gespielt.
Martin Schauhuber