An der Athener Wirtschaftsuniversität (AUEB) kam es am Montag (11.11.) zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Polizei und Studenten, die gegen die vorübergehende Schließung der Uni protestierten. Laut der griechischen Presseagentur ANA-MPA wurden zwei Ordnungshüter verletzt und mussten ins Krankenhaus; drei Personen wurden festgenommen.
Etwa 200 Demonstranten hatten sich zuvor zu Protesten vor dem Gelände der AUEB versammelt. Nachdem sich einige Dutzend Studenten Zutritt zum Gelände verschafft hatten, blockierten die Einsatzkräfte die Ausgänge und hinderten weitere Personen daran, sich dem Gelände zu nähern. In der Folge sei es zu Angriffen auf die Bereitschaftspolizei gekommen. Diese sah sich veranlasst, Tränengas und Blendgranaten einzusetzen.
© Eurokinissi
Nach Medienberichten durften die Demonstranten, von denen einige verletzt gewesen seien, das Gelände am frühen Nachmittag verlassen. In der Innenstadt kam es später zu Protestkundgebungen gegen die Schließung und das Vorgehen der Polizei. Die Uni-Schließung geschah in Reaktion auf eine polizeiliche Durchsuchung der Universitätsgebäude am Sonntag. Dabei wurden zahlreiche Gegenstände sichergestellt, die in Zusammenhang mit geplanten Ausschreitungen gebracht werden, z. B. Sturmhauben, Motorradhelme, Fahnenstangen oder Bruchsteine.
Daraufhin entschied die Universitätsleitung, die Tore der Hochschule bis einschließlich Sonntag, den 17. November, zu schließen. Dieser Tag hat in Griechenland große symbolische Bedeutung. Traditionell wird am 17. November an den Studentenaufstand an der Technischen Universität („Polytechnikum“) gegen die Militärdiktatur im Jahre 1973 erinnert.
Das untere der beiden Fotos (© Eurokinissi) zeigt die Protestmärsche im Anschluss an die Auseinandersetzungen.
Bei den jüngsten Vorfällen handelt es sich um die ersten gewaltsamen Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der Bereitschaftspolizei auf einem Hochschulgelände seit Regierungsantritt der konservativen Nea Dimokratia Anfang Juli dieses Jahres. Die Regierung unter Kyriakos Mitsotakis hat das sogenannte Universitätsasyl per Gesetz abgeschafft. Aus ihrer Sicht war in einigen Hochschulen eine Art Schutzraum für kriminelle Aktivitäten, Drogenhandel, aber auch für die Vorbereitung von Ausschreitungen entstanden.
Regierungssprecher Stelios Petsas betonte am Montagabend, dass die Einsatzkräfte im Interesse der Lehrenden und Studenten gehandelt hätten, die ihre Hochschule als „Zentrum der Gesetzlosigkeit“ erleben mussten. Der Senat der Technischen Universität Athen äußerte sich in einem offenen Brief angesichts des repressiven Vorgehens der Polizei an der AUEB besorgt und drückte seine Unterstützung für den Erhalt des Universitätsasyls aus. (Griechenland Zeitung / jor)