Rankings haben Saison. Am Dienstag veröffentlichte die Europäische Kommission den „Gender Equality Index 2019“, einen Bericht zur Gleichstellung der Geschlechter in den EU-Mitgliedsstaaten. Griechenland landete mit 51,2 Punkten auf dem letzten Platz, am besten schneidet Schweden ab (83,6 Punkte). Der EU-Durchschnitt liegt bei 67,4 Punkten, Deutschland liegt mit 66,9 Punkten knapp darunter.
Die Grafik (© European Institute for Gender Equality, 2019) zeigt die Durchschnittswerte der EU-Länder in den 6 Hauptkategorien der Studie.
Berücksichtigt werden bei der Ermittlung der Scores von maximal 100 Punkten die Bereiche Arbeit, Geld, Wissen, Zeit, Macht und Gesundheit. Die Daten für den diesjährigen Bericht stammen aus dem Jahr 2017.
Die Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen zeigen sich in Griechenland am deutlichsten im Bereich Macht (24,3 von 100 Punkten). Obwohl 2008 eine Quote von mindestens 33 % für die weiblichen Abgeordneten in der Volksvertretung eingeführt worden war, waren im Jahre 2018 immer noch 82 % der Parlamentarier männlich. Immerhin stieg der Anteil weiblicher Minister seit 2005 von 5 auf 19 %. In den Vorständen der größten Unternehmen Griechenlands sind Frauen kaum vertreten, 91 % der Führungskräfte sind männlich.
Eine Lücke klafft auch bei der Bezahlung, Frauen haben im Durchschnitt ein 15 % kleineres Gehalt als Männer.
In der Studie zeigt sich eine weitgehend klassische Rollenverteilung in der griechischen Gesellschaft: 85 % der Frauen sind mindestens eine Stunde am Tag mit Hausarbeit beschäftigt, dem stehen 16 % bei den Männern gegenüber. Auch bei der Pflege von bedürftigen Angehörigen oder Bekannten übernehmen Frauen mehr Verantwortung. In der Altersgruppe zwischen 50 und 64 Jahren kümmern sich ein Viertel der Frauen regelmäßig um alte oder eingeschränkte Personen, bei den Männern sind es nur 6 %. Bei diesem Thema sehen die Griechen im Allgemeinen Verbesserungsbedarf, 60 % berichten von einer unzureichenden Versorgung mit professionellen Pflegeangeboten.
Im Bereich Gesundheit wird die Geschlechtergleichheit am höchsten eingestuft, Griechenland erreicht einen Score von 83,5 Punkten: 71 % der Frauen und 77 % der Männer geben an, sich einer guten Gesundheit zu erfreuen. Auffällig ist, dass der Anteil derjenigen, die sich vom Gesundheitssystem nicht ausreichend versorgt fühlen, bei den Menschen mit Behinderungen deutlich größer ausfällt. Dort sind es 30 % bei den Frauen und 28 % bei den Männern. Bei Menschen ohne Behinderung sind es 20 % der Frauen und 21 % der Männer, die über unzureichende Mittel berichten.
Die Grafik (© European Institute for Gender Equality, 2019) zeigt das Ranking aller EU-Länder.
Übrigens: Zypern ist nach Italien das Land, das seit 2005 am meisten Punkte gut gemacht hat. Die Geschlechtergleichheit wird auf Zypern mit 56,3 Punkten bewertet, das sind 10,4 Punkte mehr als 2005 und entspricht Platz 20 von 28. (Griechenland Zeitung / jor)