„Melchior Frommel ist ein Künstler, der schon auf seinen ersten Reisen nach Griechenland unsere einfachen Menschen geliebt hat und, fasziniert von ihrer Physiognomie, sie zu zeichnen begann. Sein angeborenes Gespür für die menschliche Form und sein Talent haben es ihm ermöglicht, uns eine Reihe Porträts von alten Männern und alten Frauen, von Jugendlichen und Kindern unserer Inseln und Dörfer zu bieten.
Seine Skizzen, bestimmt durch stetige Linien ohne Füllung und Schatten, vermitteln den Eindruck, dass er wirklichkeitsgetreu den natürlichen Ausdruck der Modelle wiedergibt, bevor dieser durch die Pose verloren geht. Frommel vermeidet unnatürliche Körperhaltungen und naive Heiterkeit im Ausdruck. Die Gesichter sind ernst, ohne Lächeln, mit einer leichten Melancholie in den Augen, was auf den gequälten Stolz unseres Volkes verweist.“ (Zitat: Dinos Christianopoulos, Schriftsteller und Übersetzer)
Melchior Frommel wurde am 2. März 1937 in Münster im Taunus als Sohn des Komponisten Gerhard Frommel (1906-84) und seiner Frau Gertrud geboren. Sein älterer Bruder ist der Kunsthistoriker Christoph L. Frommel, seine Schwester die Gemälde-Restauratorin Veronika Poll-Frommel. Nach dem Abitur am humanistischen Gymnasium in Heidelberg besuchte er die Kunstakademie in München. 1958 nahm er als Zeichner an den Ausgrabungen auf der Insel Samos unter Ernst Buschor teil. Im Sommer 1960 begann Frommel ein Praktikum der Glasmalerei in Kloster Schlierbach in Österreich. Seit 1963 ist er mit Frau Franziska verheiratet und wohnt seither im oberösterreichischen Oberschlier-bach. Von 1965 bis 1973 war Frommel Kunsterzieher am Gymnasium in Laufen an der Salzach, von 1973 bis 1979 Lehrer für Kunst und Deutsch an der Deutschen Schule in Thessaloniki; bis 1998 Kunst-, Deutsch- und Ethiklehrer am Gymnasium Oberhaching bei München. Neben seiner pädagogischen und künstlerischen Tätigkeit ist er Herausgeber zahlreicher Publikationen, insbesondere zu Leben und Werk der für ihre ‚Holzrisse‘ und Glasfenster bekannt gewordenen Margret Bilger (1904-71).
Die „Gesichter Griechenlands“ sind einmalige Momentaufnahmen von Hellas, die ein wunderbar nostalgisches Gesamtbild eines außergewöhnlichen Landes ergeben. Als Leitfaden dienen die mehr als 100 Porträts von Alten, Frauen, Kindern und Burschen sowie Landschafts- und Milieustudien. Dekoriert sind die Zeichnungen mit originellen Texten aus 60 Jahren. Für den Künstler war es leicht, in Griechenland „auf Menschenfang“ zu gehen, wo „die Landschaft und die alte Kunst ihre Ergänzung im lebendigen Alltag“ fanden. In den Gesichtern der Menschen, die Frommel abbildet, findet man auch ein Griechenland wieder, wie es einmal war Und für diese Authentizität garantiert das Eingeständnis des Künstlers: „Nirgendwo kann ich Menschen so frei gegenüber sitzen wie hier in Griechenland.“