Griechen sind im Allgemeinen ja doch recht mitteilsame Menschen, die ihre Meinung gerne auch mit Verve vertreten. So neigt der eine oder andere sogar dazu, seiner Überzeugung öffentlich Ausdruck zu verleihen, indem er sie in großen Lettern auf Mauern oder Hauswänden.
Auch Straßenschilder werden gerne als Träger solcher Botschaften hergenommen. Deren inhaltliche Bandbreite ist schier grenzenlos. Liebesbekundungen für die Angebetete sind ebenso verbreitet wie politische Statements, letztere nicht selten markig in der Wortwahl. Beliebt ist auch die Verwendung von Kürzeln, vorausgesetzt sie sind so bekannt, dass sie von jedermann verstanden werden. Dem interessierten, aber eben nicht immer eingeweihten Reisenden können gerade diese allerdings einiges Kopfzerbrechen bereiten. Die häufig zu sehende Buchstabenkombination ACAB ist da eher noch ein Leichtes, schließlich wird sie zur Verunglimpfung der Polizei von gewissen Kreisen ja international verwendet: All Cops Are Bastards („Alle Polizisten sind Bastarde“). Schwieriger wird es dagegen schon mit den Zahlen 7 und 13. Diese sind – eventuell erweitert um ein vorgestelltes Θ oder G – als Graffiti aus dem öffentlichen Raum Griechenlands nicht wegzudenken und gleichermaßen Liebeserklärung wie Bekenntnis. Natürlich kennt in Hellas jedes Kind ihre Bedeutung. Der Fremde jedoch muss erst einmal wissen, dass Θ zu Θύρα / Thira und G zu Gate zu ergänzen sind (beides für „Zugangstor“ im Stadion), und dass sich hinter der Bezeichnung Θύρα 7 die eingefleischten Fans („Ultras“) des Vereins Olympiakos Piräus, hinter Θύρα 13 jene von Panathinaikos Athen verbergen …
Jens Rohmann