Dutzende Todesopfer forderten verheerende Waldbrände, die am Montag in der Region Attika ausgebrochen sind. Die meisten Opfer der Flammen hat es im Osten Attikas zwischen Rafina und Nea Makri gegeben, etwa 25 Kilometer nordöstlich des Athener Zentrums. Die Rede ist bisher offiziell von 49 Toten, 156 Verletzten und 11 Schwerverletzten. Andere Quellen sprechen gar von 54 Todesopfern. Man befürchtet, dass in den kommenden Stunden noch weiter Opfer gefunden werden.
Hunderte Menschen mussten in Krankenhäuser eingeliefert werden, vor allem mit Atemproblemen, aber auch mit Brandverletzungen. Für Attika wurde der Notstand ausgerufen.
Allein 25 Todesopfer wurden auf einem Feld gefunden, das nur wenige Meter vom Meer entfernt liegt. Darunter sollen auch mehrere Kinder gewesen sein. Die Menschen wollten offenbar Zuflucht am Wasser finden, als die Flammen ihnen den Weg abgeschnitten haben.
Andere, die es bis ans Meer schafften, sind ertrunken; bedingt durch die starken Winde die teilweise bis Stärke 11 erreichten, herrschte raue See. Noch in der Nacht waren Schiffe der Kriegsmarine, darunter eine Fregatte, Boote der Küstenwache und Fischerboote mit der Rettung von Menschen beschäftigt, die in den Wellen trieben. In vielen Fällen wurden Personen entdeckt, die sich auf unzugängliche Küstenabschnitte gerettet hatten, die nur vom Meer aus zu erreichen sind. Die Zahl der auf diese Weise geretteten Personen wird auf mindestens 800 geschätzt. Andererseits werden noch immer zahlreiche Menschen vermisst.
Zudem entstanden schwere Sachschäden. Allein im Küstenort Nea Makri wurden mindestens 1.000 Gebäude bzw. Häuser Opfer der Flammen. Der Bürgermeister von Rafina und Pikermi Evangelos Bournos sprach davon, dass es den beliebten Badeort ‚Mati‘ „nicht mehr gibt“.
Die Behörden sind nun vor allem auch damit beschäftigt, sich um die zahlreichen Obdachlosen zu kümmern. In mehreren Hotels und öffentlichen Gebäuden wurden in der Nacht die Betreffenden so gut wie möglich versorgt.
Erstaunlich für Beobachter ist die Tatsache, dass derartig viele Brände nahezu gleichzeitig ausgebrochen sind. Am Montagvormittag war die Feuerwehr in 120 Fällen mit Löscharbeiten beschäftigt, die sowohl Ortschaften als auch Waldregionen betrafen. Angesichts der extrem angespannten Situation wurde eine Extra-Notrufnummer mit den Ziffern 108 freigeschaltet. Vermisste wiederum sollen bei der Feuerwehr unter der Nummer „199“ gemeldet werden.
Die größten Brände gab es in Westattika bei Kineta sowie in Ostattika und Kalamos im Norden Attikas am Golf von Euböa. Weitere schwere Wald- und Buschbrände ereigneten sich seit Montag in Korinth sowie in Chania auf Kreta. In beiden letzten Fällen wurden weder Todesopfer noch Verletzte gemeldet.
Ministerpräsident Alexis Tsipras, der vorzeitig eine offizielle Reise in Bosnien und Herzegowina abgebrochen hat, sprach davon, dass die „Situation außer Kontrolle“ sei. Unterstützung erhalten die griechischen Behörden u. a. aus Spanien, Zypern und den USA. Letztere wollen u. a. ein Aufklärungsflugzeug entsenden, das verdächtige Aktivitäten, die auf Brandstiftung hindeuten, erkennen soll.
Ursprünglich sollten am heutigen Tag offizielle Feierlichkeiten zum Gedenken an die Wiederherstellung der Demokratie im Jahre 1974 stattfinden: Diese wurden vom Staatspräsidenten vertagt.
Elisa Hübel
Fotos (© Eurokinissi) aus der Region „Kokkino Limanaki“ bei Rafina, Ostattika. Hier hat es mindestens 20 Todesopfer gegeben.
Fotos (© Eurokinissi) Rettungsaktion im Hafen von Rafina
Fotos (© Eurokinissi) Brennendes Haus in der Nähe von Rafina in Ostattika
Foto (© Eurokinissi) Straße auf dem Penteli-Berg bei Athen
Foto (© Eurokinissi) Zuflucht am Strand von Kineta
Foto (© Eurokinissi) Die Fahne am Gebäude des griechischen Parlaments wurde heute auf Halbmast gesetzt.