Der 23. Juni 1908 – heute vor 110 Jahren erblickte der wegweisende griechische Schriftsteller M. Karagatsis in Athen das Licht der Welt und verstarb 52 Jahre später (1960) ebenfalls in der griechischen Hauptstadt.
M. Karagatsis ist das Pseudonym von Dimitrios Rodopoulos, einem der wichtigsten griechischen Prosaautoren des 20. Jahrhunderts. Trotz seiner nur 52 Lebensjahre weist er ein reichhaltiges Werk vor und zählt zu den bedeutendsten und einflussreichsten griechischen Erzählern. Es umfasst unter anderem 15 Romane und mehrere Erzählbände, Theaterstücke sowie Essaysammlungen. Sein Debüt als Romanautor gab Karagatsis als 25-Jähriger. Dimitrios Rodopoulos wuchs in mehreren Gebieten Griechenlands auf, u. a. in Larissa und Thessaloniki, wo er auch zur Schule ging. Später studierte er in Paris und Athen Rechtswissenschaften und danach Nationalökonomie. Neben seiner Arbeit – etwa als Angestellter beim Versicherungsunternehmen seines Bruders – war er ständig auch journalistisch tätig. Er schrieb lange für die Tageszeitung „Vradiny“ als Kritiker und war für sie 1949 für kurze Zeit als Kriegsberichterstatter während des griechischen Bürgerkriegs in Nordgriechenland tätig. M. Karagatsis publizierte darüber hinaus zahlreiche Aufsätze zu literarischen, historischen und politischen Themen. Nicht zuletzt stießen seine Reiseberichte auf großes Echo. Karagatsis besuchte u. a. Deutschland, England, Frankreich, die Türkei, Ägypten und Ostafrika.
Seine Selbstironie manifestierte sich aber auch in seinem politischen Wirken. Für die liberale griechische Fortschrittspartei ließ er sich als Kandidat aufstellen. Gewählt wurde er nie. Auf die Frage, warum er überhaupt kandidiert habe, hatte Karagatsis eine plausible Antwort bereit: Er wollte damit seinem Bruder Konstantinos Stimmen wegschnappen, der für die rechte ERE antrat. Im Jahre 1958 erlitt Karagatsis einen Herzinfarkt, von dem er sich nie mehr ganz erholte. Obwohl er sich immer mehr zurückzog, blieb er literarisch bis zuletzt aktiv. Während der Niederschrift seines letzten Romans mit dem Titel „10“ stab er 1960.
Der Verlag der Griechenland Zeitung hat zwei Romane des wegweisenden griechischen Schriftstellers M. Karagatsis in deutschen Erstausgaben herausgegeben. Den Kriminalroman „Das Gelbe Dossier“, der als ein Meisterwerk der griechischen Literatur und insgesamt als einer der besten griechischen Romane, die je geschrieben worden sind, gilt und „Oberst Ljapkin“, das Erstlingswerk des damals noch sehr jungen Autors, mit dem er beim Erscheinen 1933 großes Aufsehen erregte.