Auf den Inseln Samos und Lesbos haben unter Asylsuchenden psychische Erkrankungen drastisch zugenommen. Das beklagen Mitarbeiter der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF). Die Rede ist von einem „psychosozialen Notstand unter Asylsuchenden“. Mitverantwortlich dafür seien Griechenland und die EU. Die Teams der Organisation auf Lesbos und Samos behandeln immer häufiger Patienten, die Selbstmordversuche oder Selbstverletzungen unternommen oder psychotische Episoden durchlebt haben.
Ein am Dienstag veröffentlichter Bericht zeigt, dass Gewalt, Vernachlässigung und schlechte Lebensbedingungen den prekären seelischen Gesundheitszustand vieler Patienten „maßgeblich mitverursachen“. Der MSF fordert, dass alle Asylsuchenden „sofort“ auf das griechische Festland umgesiedelt werden. Hier könnten sie „angemessen untergebracht“ werden. Zudem hätten sie hier besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung.
„Diese Menschen haben Bombenangriffe, extreme Gewalt und traumatische Erfahrungen in ihren Heimatländern und auf der Flucht nach Europa erlebt“, berichtet Jayne Grimes, die das psychosoziale Programm von MSF auf Samos leitet. Sie setzt fort: „Doch es sind die Lebensumstände auf den griechischen Inseln, die sie in Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und selbstverletzendes Verhalten treiben.“ Sie erklärt, dass ihr einige Patienten mitteilen, dass „sie lieber in ihren Heimatländern gestorben wären, als hier gefangen zu sein.“
MSF beanstandet zudem, dass Personen, die nach dem EU-Türkei-Abkommen (März 2016) Samos erreicht haben, häufiger zum Opfer von Gewalt in der Türkei und in Griechenland wurden als diejenigen, die zuvor ankamen. Zwischen 50 und 70 Prozent der Gewaltvorfälle wurden laut den Berichten von staatlichen Autoritäten verübt. Dies gehe aus einer systematischen Befragung von Geflüchteten durch MSF und die Forschungseinrichtung „Epicentre“ zu Beginn des Jahres auf Samos hervor.
(Griechenland Zeitung / eh / Ärzte ohne Grenzen)