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Die Braut muss freigekauft werden!

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Die Braut muss freigekauft werden!
Eine griechische Hochzeit ist anders. Das weiß man. Darüber hinaus differieren die Bräuche von Region zu Region. Wie diese Zeremonie im nordgriechischen Veria abläuft, konnte ich ganz aus der Nähe miterleben.
 
Es geht los mit der Ausstattung: Einige Wochen vor der Trauung machen sich Braut und Bräutigam, getrennt versteht sich, auf den Weg, um ihre Hochzeitskleidung auszuwählen. Nachdem sie fündig geworden sind, wird das Kleid der Braut zum Haus ihrer künftigen Schwiegereltern gebracht und zu den Brauteltern der Anzug des Bräutigams. Am Polterabend, den das Brautpaar getrennt feiern muss, bringen der Trauzeuge und Freunde des Bräutigams tanzend das Kleid zur Braut. Und nehmen anschließend den Anzug mit. Danach wird weiter gefeiert. Am Tag der Hochzeit werden beide im jeweiligen Familienhaus angekleidet und hübsch ausstaffiert. Wenn die Braut fertig ist, setzt sie sich in Begleitung anderer Frauen hinter verschlossener Tür auf ein Bett und wartet. Denn sie hat ihren Preis! Der Trauzeuge muss sie auslösen. Um sie aus ihrem „Verlies“ holen zu können, muss er Geldscheine zücken und sie durch den Türspalt abliefern. Mit einer Rate ist es meist nicht getan. Dieses Procedere kann eine Weile dauern. Erst wenn die Frauen mit dem „Lösegeld“ zufrieden sind, tritt die Braut heraus. Und dann wird im Hof getanzt. Dasselbe macht der Bräutigam mit seiner Familie vor seinem Haus. Nach dem Tanz darf der künftige Ehemann vor der Kirche auf seine Auserwählte warten, was einige Geduld erfordert. Denn die Braut begibt sich gemächlich vor den Altar: Von einer Musikgruppe begleitet macht sie mal hier und mal da Station, und es kann ganz schön lange dauern, bis sie und ihre Hochzeitsgesellschaft endlich den Weg zur Kirche finden. Eine Überlieferung besagt schließlich, dass das Geschlecht des ersten Babys oder Kindes, das die Braut nach der Trauung in den Armen halten wird, auch das Geschlecht ihres ersten Kindes sein soll. Und übrigens: Ein Baby erhält in Griechenland meist erst dann seinen offiziellen Vornamen, wenn es getauft wird. Bis dahin wird nur der Nachname vermerkt.
 
Text: Nikoleta Kagelidou, Foto: Eurokinissi
 
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