Am Wochenende wurde in Distomo des Massakers gedacht, das Truppen der SS am 10. Juni im Jahre 1944 begingen. 218 Zivilisten wurden damals brutal ermordet, darunter Frauen und Kinder.
Anwesend bei der Gedenkveranstaltung in dieser mittelgriechischen Kleinstadt war auch der offizielle Vertreter Deutschlands. Als Botschafter Peter Schoof einen Kranz niederlegen wollte, wurde er zunächst von der einstigen Parlamentspräsidentin Zoi Konstantopoulou daran gehindert. Sie forderte, dass Deutschland den Opfern Entschädigungen zahlen müsse. Durch das persönliche Eingreifen des früheren Widerstandskämpfers Manolis Glezos konnte der Botschafter schließlich den Kranz niederlegen. Glezos stellte im Anschluss fest: „Das Kind eines Verbrechers, egal wie viele Verbrechen sein Vater begangen hat, oder seine Mutter, es hat daran keine Schuld.“
Die einstige SYRIZA-Politikerin Konstantopoulou, die nach ihrem Parteiaustritt im Frühjahr 2016 die „Plefsi Eleftherias“ (zu Deutsch: „Kurs der Freiheit“) gegründet hatte, sprach im Anschluss über soziale Medien von einem „Verbrecherstaat“, der sich bis heute weigere, „eine unwiderrufliche Entscheidung der Justiz über Distomo“ anzuerkennen. Dieses Vorgehen, so die Linkspolitikerin, werde von den griechischen Regierungen gedeckt, die ihre Unterschriften für Zwangsvollstreckungen verweigern würden. Kritisiert wurde von ihr auch Manolis Glezos, der dem deutschen Botschafter schließlich den Kranz übergeben und ihn bis zum Mahnmal an die Hand genommen hatte.
Zu Wort meldete sich auch der griechische Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos, der zu diesem Zeitpunkt einen offiziellen Besuch in Deutschland absolvierte. Er sagte: „Wir vergessen nicht, was in Distomo passiert ist.“ Man müsse sich stets daran erinnern, „dass die Demokratie ein zerbrechliches Gut ist“, das verteidigt werden müsse.
Ministerpräsident Alexis Tsipras hatte anlässlich des Jahrestages des Distomo-Massakers in einer Twitter-Mitteilung festgestellt: „Wir vergessen die Verbrechen der Nazis nicht, wir vergessen die Geschichte nicht. Wir ehren den Widerstand, wir engagieren uns für den Frieden und die Zusammenarbeit der Völker.“
(Griechenland Zeitung / jh)