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Oral history: Deutsche Okkupation in Griechenland Tagesthema

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Oral history: Deutsche Okkupation in Griechenland
„Die deutsche Okkupation in Griechenland? – Noch nie etwas davon gehört?“
In der Tat: Viele Deutsche wissen entweder gar nicht oder zumindest nicht so genau, dass Griechenland von 1941 bis 1944 von deutschen Truppen besetzt war und dass in dieser Zeit zahllose Verbrechen verübt wurden.
Allein an die 300.000 Griechen starben an den Folgen der Hungersnot, die durch die Besatzer ausgelöst wurde; mehr als 60.000 Juden wurden in deutsche Konzentrationslager deportiert; die meisten wurden dort ermordet. Außerdem fielen 30-50.000 Zivilisten den sogenannten „Vergeltungsmaßnahmen“ zum Opfer. Etwa 800 Dörfer und Kleinstädte mit knapp 200.000 Häusern wurden zerstört … Diese Liste der Aufzählungen von Verbrechen und Unrecht ließe sich noch lange fortsetzen.
Für viele der inzwischen betagten Zeitzeugen ist jetzt vielleicht die letzte Chance, ihre persönliche Geschichte der Nachwelt zu hinterlassen. In Form von „Oral history“, einer Methode der Geschichtswissenschaft, die darauf basiert, dass Zeitzeugen in mündlicher Form ihre Erlebnisse hinterlassen.  Es handelt sich um einen mittlerweile wichtigen Bestandteil der modernen Geschichtsschreibung. Es geht darum, „Geschichte zu sehen, zu hören und mitzufühlen“. 
Am Donnerstag (2. Februar) wurde das Projekt „Erinnerungen an die Okkupation Griechenlands“, eine Zusammenarbeit des Centers für Digitale Systeme (CeDiS) der freien Universität Berlin und der Nationalen- Universität Athen in der griechischen Hauptstadt vorgestellt. Dadurch sollen Erinnerungen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus der Zeit der deutschen Besatzung in Griechenland der Nachwelt erhalten werden. In nächster Zukunft soll das gesammelte Material für Lehr- und Informationszwecke auf einer Online- Plattform zur Verfügung gestellt werden: als ein lebendiges Denkmal in Ton und Bild. 
Das Projekt zeichnet sich auch durch die Zusammenarbeit der deutschen und griechischen Universitäten aus. Es ist ein gemeinsames systematisches Aufarbeiten, ein Kampf gegen das Vergessen, damit die Menschheit nicht noch einmal ähnliche Fehler macht. Es ist das erste Mal, dass eine solche „Hochschulinitiative“ zwischen zwei Ländern stattfindet. Der griechische Minister für Bildung und religiöse Angelegenheiten Prof. Konstantinos Gavroglou sprach in seinem Grußwort von einer „mit Reife verwalteten Zukunft“. Ein Grußwort hielt u. a. auch der deutsche Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, Michael Roth.
Gefördert wird das Projekt durch das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland, die Stavros Niarchos Foundation und die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ der Freien Universität Berlin.
(Griechenland Zeitung/ Luisa Bollweg) 
 
 
Unser Archivfoto (© Eurokinissi) zeigt Bildungsminister Kostas Gavroglou, der ein Grußwort während der Veranstaltung hielt.
 
 
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