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Der Granatapfel – Uralte lebendige Symbolik Tagesthema

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Der Granatapfel – Uralte lebendige Symbolik
Der Granatapfel gilt als Glücksbringer – gerade jetzt zum Neujahrsfest. In der Neujahrsnacht ist es, etwa auf dem Peloponnes, aber keineswegs nur dort, Brauch, einen Granatapfel mit Wucht in eine Ecke des Hauses zu schleudern, damit er zerplatzt und seine Kerne Saft spritzend weithin rollen lässt. 
Diese wunderschöne gelb- und rotwangige Frucht hat bis heute eine bedeutende Rolle in den althergebrachten griechischen Volkssitten. Er entwickelte sich zu einem der ausdrucksstärksten Symbole, ob auf Samos, Skyros oder dem Peloponnes, ob als Bestandteil der Kollyva, der Süßspeise für die Totenmessen. In gemalten oder skulptierten Schmuckfriesen der Antike finden wir ihn in dekorativer Stilisierung ebenso wie auf griechischen Genregemälden des 19. Jahrhunderts. 
Er gilt als Fruchtbarkeitssymbol, steht aber auch für Liebe – im doppelten Sinn: für Vereinigung sowie für Trennung. Erwartungen von Reichtum, Fülle, aber auch Macht verbinden sich mit ihm: „So wie der Granatapfel zerplatzt, sollen auch unsere Feinde platzen“, ist als böser Spruch von der Insel Samos überliefert.
Ursprung all dieser Bedeutungen des Granatapfels ist die mythische Geschichte von der komplizierten Beziehung zwischen dem Gott der Unterwelt, Hades, und der Persephone, der Tochter der Erdmutter Demeter. Persephone war einst Blumen pflückend über die eleusinischen Gefilde gewandert, als Hades sie gewaltsam durch einen Erdspalt zu sich zog und zunächst gegen ihren Willen festhielt. Während Demeter auf der Suche nach ihrer Tochter wehklagend durch die Lande streifte, erstarb die gesamte Natur, und Elend und Hunger kamen über jegliche Kreatur, bis sich Zeus erbarmte und Hades aufforderte, Persephone in die Oberwelt zurückkehren zu lassen. Hades aber gab ihr die Kerne eines Granatapfels zu essen, welche die magische Kraft hatten, Persephone für vier Monate im Jahr zu ihm zurückzuführen ... 
Der Granatapfel wird hier zum Symbol nicht vergänglicher Liebe, die über das Sterben irdischer Natur hinwegreicht. Als solche Hoffnungsträger sind seine Fruchtkerne sowohl in antike als auch in christliche griechische Totenzeremonien eingegangen. Aus dem gleichen Grund aber ist vielerorts noch heute der Granatapfel auch ein segensreicher Bestandteil von Hochzeitsbräuchen: Bevor das Brautpaar, von der kirchlichen Feier kommend, das gemeinsame Haus betritt, wirft die Braut einen Granatapfel hinein, dass er zerbirst und Fruchtbarkeit und Fülle verbreitet. 
Immer wenn Persephone bei Hades unter der Erde weilt, ist Winter, eine Zeit aber auch, in der die Erde, neu befruchtet, wieder Kraft zum Aufblühen sammelt.
In vielen Gegenden Griechenlands wird dem Saatgut, wenn es in Säcken verschlossen wird, ein Granatapfel beigelegt und bis zur Aussaat dort aufbewahrt. Schließlich wird er von den Bauersleuten zerstoßen und die Kerne werden zusammen mit dem Saatgut auf die Felder gestreut oder nach dem Säen unter Segenswünschen gemeinsam verzehrt.
Die schönsten Granatapfelbäume, die ich in Athen kenne, stehen am Abstieg von der Akropolis zur Antiken Agora. Anfang Juni stehen sie in Blüte – leuchtend rote glockenförmige Kelche mit gelben Sternchen öffnen sich im dunklen Grün. Während des Sommers wachsen hellgrüne, Quasten tragende Äpfelchen heran, die sich bis zum Herbst groß, prall und gelbrot ausdehnen und zwischen den Zweigen berstend ihr edelsteinfunkelndes Inneres preisgeben. (GZspi) 
 
(Foto: © Eurokinissi)
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