Knapp 200 Gebäude wurden in der nordgriechischen Metropole Thessaloniki und Umgebung in dieser Woche unter Denkmalschutz gestellt. Sie stammen zum großen Teil aus der Zwischenkriegszeit. Wie die Staatssekretärin für Makedonien und Thrakien Maria Kollia-Tsaroucha erklärte, handle es sich um „wichtige Beispiele des architektonischen Erbes Nordgriechenlands“.
In den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zählte die Stadt am Thermaischen Golf knapp 158.000 Einwohner. 61.500 von ihnen waren Juden, 46.000 Osmanen und 40.000 Griechen. Weiterhin gab es kleinere Minderheiten, vor allem von Bulgaren und Armeniern. Aus dieser Stadt stammt zum Beispiel auch der Begründer der Republik Türkei Mustafa Kemal Atatürk (1881–1938). Sein Geburtshaus kann heute wieder besichtigt werden, was nicht zuletzt von vielen Touristen aus der Türkei sehr begrüßt wird. Im gleichen Gebäude ist auch das türkische Konsulat untergebracht.
Eine große Rolle in der Architektur Thessalonikis spielt auch bis zum II. Weltkrieg die dort lebende große jüdische Gemeinde, die seit mehr als 2.000 Jahren hier ansässig ist. Im Jahr 1492 haben sich zudem Sefarden-Juden aus Spanien angesiedelt. Im 16. Jhdt. galt die nordgriechische Metropole sogar als „jüdisches Zentrum“ Europas. Im zweiten Weltkrieg bzw. während der deutschen Besatzung wurden 95 % der jüdischen Bevölkerung (43.850 Menschen) in deutsche Konzentrationslager deportiert und dort zum größten Teil ermordet. Heute gibt es wieder eine aktive jüdische Gemeinde in Thessaloniki. Diese betreibt u. a. ein Museum über ihre Geschichte. Außerdem sind in Thessaloniki noch immer zwei Synagogen in Betrieb, ein jüdischer Kindergarten und eine Grundschule. (Griechenland Zeitung / eh)
Das Foto (© Elisa Hübel) zeigt den Thermaischen Golf vor Thessaloniki von einem Aussichtspunkt der neuen Strandpromenade aus. Im Hintergrund sind das Zentrum der Stadt und ein Teil des Hafens zu sehen. In Hafennähe hatten sich die ersten jüdischen Siedler von Alexandria aus in Thessaloniki im Jahr 140 vor unserer Zeitrechnung angesiedelt.