Ein schwerer Wald- und Buschbrand richteten in den letzten zwei Tagen im Südwesten der Ägäisinsel Chios bisher unabsehbare Schäden an. Mindestens zwei Häuser brannten aus. Die Flammenfront fraß sich über eine Länge von mehr als zehn Kilometern Luftlinie und in einer ähnlichen Breite durch die Landschaft. Besonders in Mitleidenschaft gezogen wurden vor allem Mastix-Plantagen, für die die Insel berühmt ist. Neun von zehn dieser strauchförmigen Gewächse, die sich in der betroffenen Region befinden, sollen Opfer des Feuers geworden sein. Ausgebrochen war dieses in der Nacht von Sonntag auf Montag. Die Siedlungen Mesta, Lithi und Elata mussten aus vorbeugenden Gründen teilweise evakuiert werden; die Behörden riefen den Notstand aus. Das tatsächliche Ausmaß der Schäden ist bisher noch nicht absehbar. Starke Nordwinde erschwerten die Arbeit der Feuerwehr.
Zeitweise konnten die vier vor Ort befindlichen Löschflugzeuge aufgrund der Turbulenzen in der Luft nicht starten. Im Einsatz waren auch sechs Hubschrauber. Am Boden wurden die Flammen von über 100 Feuerwehrleuten mit 34 Fahrzeugen bekämpft. Unterstützt wurden sie von Einsatzkräften mit Fahrzeugen der Gemeinden, Freiwilligen und Soldaten. Am Dienstagmorgen ließ die Kraft der Feuerwalze spürbar nach; allerdings besteht die Befürchtung, dass die starken Winde von bis zu Stärke sechs für neue Entfachungen sorgen könnten.
Eine „neue Katastrophe“
Angesichts der jüngsten Brände auf der Insel in der östlichen Ägäis werden Erinnerungen an einen ähnliches Ereignis wach, das sich im August 2012 ereignet hatte. Damals sind fast 15.000 Hektar Wald- und Buschflächen den Flammen zum Opfer gefallen: darunter auch 40 Prozent der Mastix-Pistazienbäume. Der Vorsitzende der Mastix-Produzenten sprach nun von einer „neuen Katastrophe“. Obwohl auch in anderen Regionen des Mittelmeeres diese harzhaltigen Bäume wachsen, ist die Mastix-Gewinnung nur im Süden der Insel Chios möglich. Verwendet wird dieses stark duftende Harz (griechisch: Mastícha) in der Pharmaindustrie, für Kosmetika, Lebensmittel und Getränke. Auch als Kaugummi ist es sehr begehrt.
Fahrlässigkeit und Brandstiftung
In ganz Griechenland kommt es in den Sommermonaten durch anhaltende Trockenheit, hohe Temperaturen und starke Winde immer wieder zu zahlreichen Wald- und Buschbränden. Außer auf Chios loderten am Montag auch auf der Insel Euböa in der Region Marmari bei Karystos und bei Platanistos, bei Patras (Peloponnes), Heraklion (Kreta) und bei Malantrenio in der Argolis (Peloponnes) die Flammen. Landesweit war die Feuerwehr innerhalb von 24 Stunden mit knapp über 100 Bränden beschäftigt; 59 davon in landwirtschaftlichen Gebieten. Die Ursachen dafür sind oft Fahrlässigkeit, zum Teil auch gezielte Brandstiftung. Nicht zu unterschätzen ist zudem der Funkenflug von schlecht gewarteten Elektroleitungen. (Griechenland Zeitung / eh)
Unser Foto (© Eurokinissi) entstand am Montag, 25. Juli, auf Chios.