Griechenland befindet sind aufgrund der Situation in der Türkei nach dem fehlgeschlagenen Putschversuch vom vergangenen Freitag in erhöhter Bereitschaft. Es besteht die Befürchtung, dass dort verfolgte Offiziere illegal nach Griechenland einreisen könnten, um hier um Asyl anzusuchen. Das Verteidigungsministerium hat in dieser Woche beschlossen, die Patrouillen an der griechisch-türkischen Grenze sowie in der Ägäis zu intensivieren.
Am Mittwochvormittag sorgte ein weiterer Vorfall für Unruhe: Vor der Insel Symi wurden zwei Schlauchboote gesichtet, die angeblich dem türkischen Militär angehören sollten. Das Eiland des Dodekanes liegt nördlich von Rhodos und nur 4,5 Seemeilen von der türkischen Küste entfernt. Die Boote haben jedoch die türkischen Hoheitsgewässer nicht verlassen steuerten am Nachmittag wieder zurück Richtung Türkei. Später stellte sich heraus, dass es sich lediglich um Touristen gehandelt hatte.
Milde Haftstrafen für geflohene türkische Offiziere
Am Donnerstag wurden unterdessen acht türkische Offiziere im nordgriechischen Alexandroupolis wegen illegalem Grenzübertritt zu zweimonatigen Haftstrafen auf drei Jahren Bewährung verurteilt. Sie blieben jedoch weiterhin aus Sicherheitsgründen in der Hafenstadt Kavala in Polizeigewahrsam und wurden danach am Freitag auf dem Landweg nach Athen gebracht. Die Militärs sind am vorigen Samstag kurz nach dem Putschversuch mit einem Hubschrauber nach Alexandroupolis geflüchtet. Im Rahmen des Prozesses haben sich die Acht beim griechischen Staat für die „verursachte Aufregung“ entschuldigt, sie hätten jedoch „keine andere Wahl gehabt“.
Für die Türken steht noch ein weiteres Verfahren aus, das von griechischer Seite Fingerspitzengefühl erfordert. Am 27. Juli soll deren Antrag auf politisches Asyl geprüft werden. Ankara verlangt gleichzeitig eine möglichst schnelle Auslieferung der Inhaftierten. Beim Prozess am Donnerstag tauchten auch türkische Anwälte auf, die behaupteten, Beweismaterial zu haben, dass die Offiziere am Putsch beteiligt gewesen wären. Die acht Türken haben wiederholt über ihre Anwälte verlauten lassen, dass sie mit dem Putschversuch nichts zu tun hätten.
Die griechische Regierung versucht unterdessen, sich auf Distanz zu halten und verweist stets darauf, dass das Asylverfahren nach nationalen und internationalen Standards sowie unter Wahrung der Menschenrechte abgewickelt werde. Dieses Bemühen um Neutralität „vermasselte“ die Abgeordnete des regierenden Bündnisses der Radikalen Linken (SYRIZA), Eleni Avlonitou. Sie vertrat die Auffassung, dass man die acht Offiziere ausliefern müsse, falls sie in den Putsch involviert seien. (Griechenland Zeitung / eh)
Unser Foto von Eurokinissi zeigt Mitglieder der muslimischen Minderheit in Nordgriechenland. Sie hatten sich auf dem Flughafen von Alexandroupolis versammelt, von wo aus die acht türkischen Offiziere zum Gericht transportiert wurden. Einige von den Muslimen sollen Medienberichten zufolge die Angeklagten als „Verräter“ bezeichnet haben.