Nicht nur in der Antike, auch heutzutage ist das Wissen über Kräuter und Gewürze in Griechenland angesehen und verbreitet. Einst befasste der naturheilkundige Grieche Theophrastos sich mit Kräutern, auch liefern antike botanische Schriften Berichte über ihre Heilwirkungen. So werden etwa die im Piliongebirge wachsenden seltenen Kräuter wie eh und je von griechischen Ärzten und im kosmetischen Bereich angewandt.
Das Angebot auf Märkten und in Gewürzläden ist vielfältig und zudem ein Rausch für den Geruchssinn. Hier bietet sich dem Käufer eine sowohl botanische wie auch medizinische Entdeckungsreise. Damit sie ihre Frische und Wirkung bewahren, sind die Tees und Gewürze in kleine Tüten abgepackt. Man kann sich die duftenden Küchenpulver auch exakt abwiegen und in Papiertütchen einpacken lassen. Meine Nachbarin sammelt ihre Kräuter immer noch selbst oder baut sie im Garten an. Neulich hört sie mich husten, kommt mit einer Handvoll Thymian an und erklärt, wie ich Hustentee zubereiten soll. Der mit Honig und Zitrone untersetzte Tee mundet und bringt schnell Linderung. Auch in der griechischen Küche spielen Gewürze eine überaus wichtige Rolle. Oregano im Bauernsalat, Zimt und Nelken in Fleischgerichten, Minze, Dill, Safran. Und ist ein Gericht salzig, dann ist es sehr salzig. Das Salzzentrum des Landes befindet sich in der Nähe des am Golf von Patras gelegenen Ortes Messolongi. Aus an der Sonne verdunstenden Meerwasserbecken werden hier Salzgärten gespeist, das auskristallisierte, brom- und jodhaltige Salz aus Griechenland sowie aus Frankreich deckt rund ein Drittel des Weltbedarfs. In der um Kozani gelegenen Landschaft westlich von Thessaloniki findet im Oktober die Safranernte statt. Die von etwa 1.500 Familien eingebrachten roten Fäden werden zum Verkauf in Tütchen oder in dekorative Gläser abgefüllt. Der Safrankrokus wächst niedrig; kaum aus der Erde sprießend, wird er bereits gepflückt. Heute wie vor tausend Jahren ist das Ernten der Krokusblüten immer noch reinste Handarbeit.
Linda Graf
Foto: www.visitgreece.gr