Der Tradition nach werden am Gründonnerstag (Megali Pempti) von den Hausfrauen die Ostereier gefärbt. Doch nicht nur der Dekoration wegen wird dem Ei in diesen Tagen besonders hohe Aufmerksamkeit und Zeit gewidmet. Hierzulande wird es an Ostern zum Objekt der Ehrfurcht, Verehrung und Freude.
Das Ei steht bekanntermaßen für Fruchtbarkeit, Neubeginn und Leben. Schon alleine nach Verzicht auf alle tierischen Produkte während der Fastenzeit (oder zumindest in der Karwoche) ist es ein Symbol neuer Kraft und neuer Anfänge. Diese tiefe Bedeutung wurde dem Ei schon in der Antike, lange vor der Geburt Christi, zugesprochen und war während den Feierlichkeiten des Frühjahrs ein beliebtes und hoch geschätztes Geschenk. Somit wäre die Frage, was den zuerst was – Ei oder Ostern – geklärt.
Nun zur Farbe. Das tiefe Rot symbolisiert zum einen das Blut des auferstandenen Christus und zum anderen soll die kräftige Farbe die Freude über das wundersame Ereignis ausdrücken. Leid und Blut (Rot) zum einen und Auferstehung, also neues Leben (Ei) zum anderen sind das Leitmotiv der Ostertage und nichts symbolisiert dies besser als das rote Ei. Eine andere Theorie besagt, dass es die Tränen der trauernden Maria, der Mutter Jesu waren, die die Eier rot färbten. Demnach soll sie den Wachmännern Eier gebracht haben, als sie um den Leichnam ihres Sohnes bat.
In Kastoria zum Beispiel erzählt man sich, dass eine Frau, die die Auferstehung Jesu nicht glaubte, gesagt haben soll: „Nur wenn sich die Eier, die ich in meinen Händen halte, rot färben, glaube ich euch, das Jesus auferstanden ist.“ Und natürlich färbten sich der Erzählung nach die Eier rot.
Woanders wiederum soll es bei diesem Mythos um den römischen Kaiser gehen, der die Auferstehung Jesu nicht glauben wollte. Die Wahrscheinlichkeit, dass Jesus lebt, war laut ihm so gering „als dass sich die Eier rot färben”. Es klingt nicht ganz unrealistisch, dass Maria Magdalena daraufhin ein Paar Eier rot gefärbt hat, um den Kaiser von diesem Wunder zu überzeugen.
In manchen Dörfern werden dem allerersten Ei, das zum Färben genommen wird, sogar fast magische Eigenschaften zugesprochen. Dieses wird dann ein ganzes Jahr aufbewahrt, um im Tierstall für ein Extra an Fruchtbarkeit oder, im Feld vergraben, für eine besonders reiche Ernte zu sorgen.
Die restlichen tief rot gefärbten Eier werden dann zum traditionellen „Tsougrisma” („An- bzw. Aneinanderstoßen”) verwendet. Ist das Osterfest mit der ganzen Verwandtschaft, Freunden und Nachbarn in Gange, kommt man an der lustigen Eierschlacht nicht vorbei. So nimmt sich jeder ein rotes Osterei und schlägt es an das eines anderen. Zerbricht es nicht, geht es weiter, bis die Schale, die das Grab Jesu symbolisiert, aufgebrochen ist.
Doch so viel „Ostermythen“ und Bräuche sich auch in verschiedenen Regionen und Dörfern Griechenlands um das Ei bewegen, ist das „Tsougrisma“, genau wie die Farbe, wohl überall gleich.
Damit Ihr Ostertisch und das „Tsougrisma” auch echt griechisch werden, haben wir ein Paar traditionelle Methoden zum Eier-Färben zusammengestellt:
1) Mit Rote Beete:
In einen großen Topf 4 Tassen in kleine Würfel geschnittene Rote Beete geben. 1 kleine Tasse Essig dazugeben. Die Eier (vorher mit etwas Essig abputzen) hineinlegen und mit Wasser bedecken. Alles zusammen aufkochen und dann bei geringer Hitze weiterkochen. Je früher man die Eier heraus nimmt, desto mehr geht der Farbton ins Rosa/Violett. Mit etwas Geduld, können Sie sich an einem tiefen Rot erfreuen.
(Vorsicht: Rote Beete färbt sehr stark auf Hände und Kleidung ab!)
2) Mit Zwiebelschalen:
Saubere Eier in einen großen Topf geben und mit Wasser bedecken. Eine kleine Tasse Essig und die äußeren Schalen von 10 Zwiebeln dazuzugeben. Sobald das Wasser kocht, auf schwache Hitze herunterschalten und ca. 20-30 Minuten kochen, bis der gewünschte Farbton erreicht ist. Für einen dunkleren Farbton: die Eier noch 10-20 Minuten nach Abschalten des Herds im Topf lassen.
3) Mit Roter Paprika:
Paprika enthäuten und die Haut klein schneiden. Mindestens 1 Tasse davon in den Topf mit den Eiern, etwas Essig und Wasser geben und wie bei den anderen Methoden kochen.
Nach dem Färben die Eier mit einem Tuch in etwas Öl getunkt einreiben. So kommt die Farbe noch intensiver zur Geltung.
Eine besonders dekorative Variante: Blütenmuster
Wer etwas Zeit und Lust mitbringt, kann mit einfachen, selbst gesammelten Blüten und Blättern wunderschöne frühlingshafte Muster aufs Ei bringen.
Die Blüten trocknen und pressen (am Besten in schweren Büchern). Je ein Ei in eine alte Nylon-Strumpfhose (oder ähnliches) stecken, das Blütenblatt dabei zwischen Ei und Strumpf stecken und diesen oben gut verschnüren. Die Eier dann so wie oben erklärt kochen.
Natürlich eignen sich für Muster auch verschiedene Kordeln, Teile alter Spitzen-Tischdecken usw. Ihrer Fantasie sind keine grenzen Gesetzt!
So bringen Sie ganz einfach einen Hauch Griechenland mit etwas Mythos, Anmut und jede Menge Lebensfreude auf Ihren Ostertisch.
Viel Spaß und Kaló Pás-cha!
(Text: © Griechenland Zeitung / sc; Foto: © Eurokinissi)